Nach einem Besuch in der Residenz des Botschafters erkundigt sie sich nach Gaslieferungen aus Teheran. Ihr Wortführer verschickt in einer internen E-Mail Propaganda des Regimes. Als der Abgeordnete Roger Beckamp Anfang Juli die Residenz des iranischen Botschafters im vornehmen Berliner Stadtteil Dahlem betritt, hat er eine Landkarte dabei. Sie zeigt das alte Persien. Die Karte stammt aus „Stielers Hand-Atlas“, ist mehr als hundert Jahre alt, gerahmt, Kupferstich. Laut einer handschriftlichen Rechnung aus einem Antiquariat in Berlin-Mitte wurden 220 Euro dafür bezahlt. Mit diesem Gastgeschenk, so scheint es, legt der Abgeordnete sich ins Zeug. Der 47-jährige Rechtsanwalt Beckamp wurde 2021 erstmals in den Bundestag gewählt. Dort sitzt er rechtsaußen, für die AfD. Beckamp ist Vorsitzender der deutsch-iranischen Parlamentariergruppe, einer Vereinigung von Abgeordneten mehrerer Fraktionen, die Kontakt mit dem iranischen Parlament halten soll. An jenem Abend empfängt der iranische Botschafter in der Residenz neben den AfD-Leuten auch noch einen FDP-Mann und eine Sozialdemokratin. Auch der Zeitsoldat Hannes Gnauck, den der Militärische Abschirmdienst als Rechtsextremisten einstuft, ist am Abend in der Botschaft dabei. Als Vorsitzender führt Beckamp das Gespräch: Es geht um das Atomabkommen, den Handel mit dem Iran und mögliche Gaslieferungen. Recherchen der WELT zeigen, dass die AfDler aus der Gruppe ihre Positionen nutzen, um für eine dem Mullah-Regime zugewandte Politik zu lobbyieren. Beckamp verbreitet gar unkommentiert Propaganda des Staatspräsidenten. In der Partei, zu deren Selbstverständnis gehört, islamkritisch zu sein, sorgt das für Unruhe. Hinter den Kulissen ist ein Richtungsstreit über die Haltung zum Regime entbrannt.

via wwelt: Während das Mullah-Regime Proteste niederschlägt, wirbt eine AfD-Clique für mehr Handel