Dass beim Protest am 9. November ausgerechnet ein bekannter jüdischer Münchner abgeführt wurde, sorgt am Tag darauf für Entsetzen. Nun erreicht das Thema sogar den Landtag. Was die Polizei sagt. Marian Offman ist auch am Tag danach noch fassungslos. Am Mittwochabend war der jüdische Ex-Stadtrat nach einem Wortgefecht mit zwei Antisemiten vor der Oper abgeführt worden. Am Donnerstag erklärte er noch detaillierter, wie es ihm ergangen war. Offman berichtet, er habe nach antisemitischen Beleidigungen einen Mann als “A…” bezeichnet. “Daraufhin erstattete er Anzeige und ich wurde von vier Polizeibeamten aufgefordert, mit ihnen bis in die Viscardigasse zur Vernehmung zu gehen.” Er habe zu dem Polizisten gesagt, er lasse sich “nicht schon wieder wegen eines Nazis in Gewahrsam nehmen. Daraufhin forderten sie mich auf, doch mit ihnen zu gehen und schubsten mich nach vorne und ich verbat mir diese Berührungen”. Nachdem er sich weiter geweigert habe mitzugehen, “nahmen sie mich von zwei Seiten in den Würgegriff und schleppten mich durch die Residenzstraße bis zur Viscardigasse”. Marian Offman wurde abgeführt wie ein Verbrecher (…) Dem Vernehmen nach wird der Vorfall vom Max-Joseph-Platz bald auch den Landtag erreichen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter bestätigte der AZ, dass er eine Anfrage plant, um die Hintergründe des Polizeieinsatzes aufarbeiten zu können. Schon am Vormittag hatte Ritter auf Facebook geschrieben, er sei “wirklich sprachlos vor Entsetzen”. Der Freistaat Bayern solle “wirklich stolz auf solche Bürger” wie Marian Offman sein, sagte Ritter. “Ich frage mich ernsthaft, welcher Teufel die Einsatzleitung der Polizei München geritten hat, so mit Marian Offman umzugehen.” Dass dies am Rande einer Veranstaltung geschehen sei, auf der Querdenker und Rechtsextremisten den Jahrestag der Novemberpogrome auf provozierende Art missbrauchten, mache alles “noch viel, viel schlimmer”. (…) Die Beamten hatten, nach Darstellung des Präsidiums, einen Streit unter Teilnehmern der Demo beobachtet und eingegriffen, weil wechselseitig Beleidigungen gefallen waren. “Damit wurden Straftaten begangen”, sagt Andreas Franken. Juristisch gesehen ist eine Beleidigung zwar eine Straftat, aber kein Offizialdelikt, bei dem die Polizei automatisch von sich aus aktiv werden müsste. Man habe den Streit beendet, die beteiligten Personen aus der Menge entfernt und separiert, so der Polizeisprecher.
via abendzeitung münchen: Entsetzen nach Abführung von Marian Offman: Polizei-Eklat erreicht den Landtag
