In Rostock wird eine Führungsposition im Gesundheitsamt neu besetzt. Möglicherweise mit einer Person aus der rechtsextremen Szene. Dieser Vorfall offenbart die mangelhafte Prüfung der Eignung von Beamt:innen im öffentlichen Dienst. An der freiheitlich-demokratischen Einstellung von Marcel Prätorius gibt es offenbar erhebliche Zweifel. So soll er Mitglied der neonazistischen Kameradschaft Festungsstadt Rostock und in lokale NPD-Strukturen eingebunden gewesen sein. In der mittlerweile verbotenen Heimattreuen deutschen Jugend (HDJ) soll er sich ebenfalls engagiert haben wie in der Rockergruppe East Coast Brotherhood Rostock Prätorius habe Kontakt zur Nazi-Hooligan-Gruppe Nordische Wut in Rostock, war 2020 Ordner eines neonazistischen Trauermarsches in Dresden und demonstrierte regelmäßig mit bekannten Neonazis gegen Coronamaßnahmen. Zugang zu sensiblen Gesundheitsdaten? Für den Verein Bunt statt braun ist Prätorius’ Beschäftigung im öffentlichen Dienst daher nicht tragbar. Eine derartige Personalentscheidung sei für das Ansehen Rostocks katastrophal, heißt es in einem offenen Brief an den kommissarischen Oberbürgermeister der Hansestadt, Chris von Wrycz-Rekowski (SPD). „Nicht nur die Gesundheitsdaten von hunderten von Bürgerinnen und Bürgern wären gefährdet, auch für die Beschäftigten wäre es eine unerträgliche Situation“, schreibt der Verein. Die Stadtverwaltung selbst hält sich bedeckt. Mit Verweis auf das Landespressegesetz könne zu konkreten Personalverfahren keine Auskunft gegeben werden. Das Gesundheitsamt sei jedoch ein sensibler Arbeitsbereich. An der Verfassungstreue führender Angestellter dürfe daher kein Zweifel bestehen, erklärt ein Sprecher der Stadt. (…) Erst kürzlich beschlossen Gemeinde- und Landeswahlausschuss, Ex-AfD-Mann und Bürgerschaftsmitglied Stefan Treichel nicht als Kandidat zur OB-Wahl zuzulassen, da erhebliche Zweifel an seinem Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorlagen. Doch der Fall Prätorius offenbart auch die mangelhafte Prüfung der Eignung von Beamtinnen in der Stadtverwaltung Rostock. Auf diese Prüfung bezog sich beispielsweise OB-Kandidat Michael Ebert (Einzelkandidat, gestützt von FDP und CDU/UfR): Er musste für seine Bewerbung als OB-Kandidat offenlegen, beim Wachregiment Feliks Dzierzynski gearbeitet zu haben, dem militärischen Arm des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Die Ostsee-Zeitung lässt ihn erklären, er sei dort nur formell angestellt gewesen, in Wirklichkeit habe er seit 1988 an der Offiziershochschule in Dresden studiert.
via katapult mv: Stadtverwaltung Rostock Neonazi bald mit Führungsverantwortung?