In derzeitigen Kriegen setzt das Militär zunehmend auf ferngesteuerte Gefechtsköpfe. Das deutsche Verteidigungsministerium nennt derartige Waffen „besorgniserregend“. Nach ähnlichen Plänen vor einem Jahrzehnt erwägt aber auch die Bundeswehr wieder eine Beschaffung. Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat erstmals einen Auftrag für seine sogenannte „herumlungernde Munition“ (Loitering Munition) erhalten. Laut einer Pressemitteilung handelt es sich bei dem ungenannten Kunden um einen Spezialkräfteverband eines NATO-Staates. Den Wert des Auftrags gibt Rheinmetall mit einem „einstelligen Millionen-Euro-Bereich“ an. Die Lieferung soll bis 2023 erfolgen. Der NATO-Kunde, bei dem es sich Mutmaßungen zufolge um Ungarn handelt, hat die HERO-30 bestellt. Dies ist die kleinste Version der herumlungernden Munition der HERO-Familie, die bis zu 30 Minuten über ihrem Ziel kreisen kann. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen, im Flug klappt sie dann ihre schwenkbaren Flügel aus. Angetrieben werden die Lenkflugkörper von einem geräuscharmen Elektromotor. „Strategische Partnerschaft“ mit israelischem Hersteller Ursprünglich stammen die ferngesteuerten Gefechtsköpfe von der israelischen Firma UVision, mit der Rheinmetall im Oktober 2021 eine „strategische Partnerschaft“ eingegangen ist. Inzwischen stellt die italienische Rheinmetall-Tochter RWM Italia S.p.A. die Systeme her. Rheinmetall bietet außerdem an, seine neuen Drohnenpanzer mit der Waffe auszurüsten. Rheinmetall und UVision listen auf ihren Webseiten sechs verschiedene Modelle der HERO. Die Ausführungen HERO-30 und HERO-90 sind Leichtgewichte und können von Soldat:innen getragen werden. Erst ab der HERO-120 gilt die Waffe als panzerbrechend. Jedes einzelne System umfasst ein oder mehrere Gefechtsköpfe, ein Funksystem sowie ein Modul zur Steuerung. Alle Modelle verfügen über hochauflösende elektro-optische Sensoren und Infrarotkameras. Bei dem Angriff mit einem derartigen System wird dieses komplett zerstört. Deshalb wird dafür gewöhnlich der Begriff „Munition“ verwendet. In diese Richtung geht auch die Bezeichnung „ferngesteuerte luftgestützte Präzisions-Abrufmunition“ durch Rheinmetall. Kritiker:innen nennen die Waffe aber auch Kamikazedrohne. Dafür spricht, dass die Bediener:innen den Angriff mithilfe einer Kamera verfolgen, ein anderes Ziel eingeben oder die Mission jederzeit abbrechen können.
via netzpolitik: Herumlungernde Munition: Rheinmetall verkauft Kamikazedrohnen an NATO-Staat