Die russische Bevölkerung begehrt scheinbar immer mehr gegen die Teilmobilmachung von Russlands Präsident Wladimir Putin auf. In der russischen Teilrepublik Dagestan im Kaukasus haben Aktivistinnen und Aktivisten mit einer Straßenblockade versucht, die Teilmobilisierung zu behindern, wie die unabhängige Organisation OVD-Info am Sonntag (25. September) mitteilte. In den dagestanischen Medien hieß es, dass der Protest eine Reaktion darauf sei, dass 110 Männer in den Krieg gegen die Ukraine gezwungen wurden, schreibt die dpa. In einem von OVD-Info übermittelten Video ist zu sehen, wie die Polizei mit Warnschüssen gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten vorgeht. Augenscheinlich schossen die Beamten mit Gewehren in die Luft. Auch Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Bevölkerung sind in dem Video zu sehen. Dagestan gehört zu den muslimisch geprägten Regionen Russlands. Beobachtenden zufolge, sollen hier besonders viele Männer an die Front in der Ukraine beordert werden, schreibt die dpa. Aktivistinnen und Aktivisten werfen Russland aufgrund dieser Selektion „ethnische Säuberungen“ vor. (…) Die russische Nationalgarde (Rosgwardija) gerät wohl zunehmend unter Druck. Eigentlich ist die Garde dem Innenministerium unterstellt und lediglich für Einsätze im Inneren gedacht. Die Einheiten wurden aber auch an die Front im Ukraine-Krieges geschickt, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf den britischen Geheimdienst mitteilt. „Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass die Mobilisierung genutzt wird, um die Rosgwardija-Einheiten mit zusätzlichen Kräften zu verstärken“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag (25. September) unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Und weiter: „Angesichts der Notwendigkeit, den wachsenden Dissens in Russland zu unterdrücken, sowie operativen Aufgaben in der Ukraine steht Rosgwardija höchstwahrscheinlich unter besonderem Druck.“ Moskau wirft die Darstellungen des britischen Geheimdienstes regelmäßig als Desinformationskampagne zurück.
via fr: Ukraine-Krieg: Widerstand gegen Teilmobilisierung in Russland wächst – Polizei schießt bei Protest
siehe auch: Medien in Russland: Mobilmachung macht „Leute wütend“ – Putin vor Sturz? Die Chefredakteurin des russischen Staatssenders RT hat am Samstag (24. September) das russische Militär kritisiert, weil es im Rahmen der „Teilmobilisierung“ des Landes angeblich die falschen Männer für den Ukraine-Krieg einberufen hat. „Es wurde bekannt gegeben, dass Gefreite bis zum Alter von 35 Jahren rekrutiert werden können. Die Vorladungen gehen an 40-Jährige“, schrieb RT-Chefredakteurin Margarita Simonyan laut Reuters auf Telegram. Sie machen die Leute wütend, als ob sie es absichtlich tun, als ob sie es aus Bosheit tun. Als ob sie von Kiew geschickt worden wären.“ (…) Die Mobilmachung löste in vielen russischen Städten Proteste aus. Nach Angaben des Menschenrechtsprojekts OVD-Info wurden in 38 Städten des Landes mehr als 1300 Menschen festgenommen, weil sie nach Putins Ankündigung demonstriert hatten. Nach Putins Rede sagte der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad, die Teilmobilisierung werde zum Sturz des russischen Präsidenten führen. Ukraine-Krieg: Russland kämpft mit vielen Problemen „Es ist an der Zeit, dass wir uns über eines im Klaren sind: Wenn er anfängt, die Söhne russischer Mütter einzuberufen, wird er sich ganz klar in eine sehr komplizierte politische Situation verstricken, und ich gehe daher davon aus, dass Putin als Präsident der Russischen Föderation am Ende gestürzt wird“, teilte Nad in einer Erklärung mit.
