Selbst AfD-Politiker haben jüngst eine Reise in die Ostukraine abgebrochen. Und nun ist der Geschäftsführer eines deutschen Energieversorgers bei den Pseudoreferenden vor Ort – die russische Propaganda greift sein Lob auf. Russland lässt derzeit in vier besetzten Gebieten in der Ukraine »Referenden« zur Annexion abhalten – und bekommt bei dem Vorhaben unerwartete Hilfe aus Deutschland: Im Gebiet Saporischschja nimmt offenbar der Geschäftsführer eines regionalen Energieversorgers als »Beobachter« an der vermeintlichen Wahl teil. Der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge lobte Stefan Schaller die »sehr gute Organisation« der Abläufe vor Ort. Schaller managt die Energie Waldeck-Frankenberg (EWF), einen Energieversorger mit etwa 380 Mitarbeitern, der auch den örtlichen Nahverkehr organisiert und Schwimmbäder betreibt. Inzwischen hat sich der Landkreis, der an dem Unternehmen beteiligt ist, dafür ausgesprochen, Schaller von seinen Aufgaben freizustellen – der Aufsichtsrat soll am Montag final darüber entscheiden. Auf eine Gesprächsanfrage des SPIEGEL schrieb Schaller, wegen der drohenden Freistellung bitte er um Verständnis, »dass ich die Diskussion in den Gremien zuerst führen muss«. Die russische Agentur Tass zitierte Schaller mit den Worten, er habe eine lange Reise gehabt und könne noch nicht viele Schlussfolgerungen ziehen, aber sein erster Eindruck sei, dass alles »sehr gut organisiert ist«. Die Menschen seien »begeistert« von den »Wahlen« und wollten »etwas Gefährliches verhindern«. »Sie haben große Angst, dass etwas Schlimmes passieren wird und arbeiten daran, dies zu verhindern«, sagte Schaller laut Tass. Schaller bestätigte zunächst der »Hessische/Niedersächsische Allgemeine « (»HNA«), dass er als »Wahlbeobachter« vor Ort sei. Er sei, so berichtet die Zeitung, durch die russische Zivilkammer auf Vorschlag der Kommunistischen Partei Russlands eingeladen worden – wie schon 2021, als er in Russland als Beobachter an den Wahlen zur Staatsduma teilgenommen habe. (…) Die Scheinreferenden sind völkerrechtswidrig, ihr Ausgang gilt als gesetzt und sie könnten zu einer weiteren militärischen Eskalation führen: Moskau könnte Angriffe zur Rückeroberung dieser besetzten ukrainischen Regionen dann als Angriffe auf sein Staatsgebiet werten.

via spiegel: Saporischschja in der Ukraine Deutscher Energiemanager reist als »Wahlbeobachter« zu Scheinreferenden

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