Der Unternehmer Bernd Felsner ist ein glühender Unterstützer der Querdenken-Szene – nicht als einziger Geschäftsmann. Experten machen die finanzkräftigen Helfer Sorgen. Seit über 25 Jahren erfolgreich im Immobiliengeschäft, Chef und Anteilseigner zahlreicher Firmen, wohnhaft im reichen Münchner Umland: Bernd Felsner kann sich glücklich schätzen, und das weiß er auch. “Ich bin sozusagen privilegiert”, sagte der Unternehmer einmal über sich selbst. Deshalb wolle er der Gesellschaft etwas zurückgeben. Manche mit derart edlem Ansinnen würden Forschungsstiftungen gründen oder Universitätsstipendien verteilen – doch Felsner ist mit anderer Mission unterwegs: Er unterstützt Initiativen aus dem Querdenken-Umfeld – offenbar auch mit finanziellen Mitteln. Damit ist er bei Weitem nicht der einzige, dem der Verschwörungsglaube eine Herzensangelegenheit ist. Bauunternehmer, Chemiefabrikanten, Hörgerätehersteller – nicht selten sind es gut situierte und solvente Geschäftsmänner, die sich dem vermeintlichen Widerstand anschließen. Doch nur wenige haben ein derart großes Sendungsbewusstsein wie der 62-Jährige aus dem bayerischen Ismaning. Zu Felsners unterstützten Projekten gehören eine YouTube-Alternative für Desinformation, ein Querdenken-Radiosender oder eine Zeitung zur Mobilisierung gegen das “System”. Im Kontrast dazu steht, dass er selten die große Bühne sucht. Felsner setzt vorwiegend auf diskrete Netzwerkarbeit. Seine Kontakte in das Milieu reichen weit – vom Szeneanwalt Ralf Ludwig über Querdenken-Gründer Michael Ballweg bis zum Verschwörungsguru Ken Jebsen. Noch vor zwei Jahren folgte Felsner einer anderen Strategie. Da sprach er – ganz offenes Visier – im Interview auf einem YouTube-Kanal über seine Ambitionen, die Querdenken-Bewegung zu unterstützen. Dafür gründete er einen Verein mit – die Mutigmacher mit Sitz in Berlin. Polizisten, Soldaten, Journalisten, die sich dem vermeintlichen Widerstand anschließen wollen, soll hier geholfen werden: juristisch, psychologisch, mit Wohnungen und “auch monetär”, wie Felsner im Interview ausführt. Zu den Gründungsmitgliedern von Mutigmacher gehört auch der Verschwörungserzähler Anselm Lenz. Lenz gibt die verschwörungsideologische Zeitung Demokratischer Widerstand (DW) heraus, die vielfach auf Demonstrationen verteilt wird. Nach Störungsmelder-Informationen soll Felsner die Druckkosten der ersten Ausgaben gesponsert und der Redaktion mietfrei Räume zur Verfügung gestellt haben. Lenz dementiert das auf Anfrage. Bernd Felsner möchte sich nicht äußern. Das Haus, in dem der DW laut Impressum seine Redaktion haben soll, gehört allerdings tatsächlich Felsner. Anfang 2022 kaufte Felsner einen Berliner Radiosender. Der Programmchef des Senders erklärte das Konzept schon Monate vorher in einem Podcast: Man wolle sich “langsam reinmogeln” in die Medienlandschaft, allerdings “ohne das freundliche Gesicht zu verlieren”. Das ist nicht gelungen. Die Übernahme hätte durch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) genehmigt werden müssen. “Nachdem Herr Felsner die entsprechenden medienrechtlichen Voraussetzungen nicht plausibel nachweisen konnte, nahm er von dem Projekt wieder Abstand”, teilte ein Sprecher der Anstalt mit. (…) Recherchen der ZEIT legen nahe, dass Felsner nach wie vor aktiv ist: In internen Unterlagen von Ken Jebsens Portal apolut heißt es demnach: “Ein Friedensaktivist von den Mutigmachern, der aus der Immobilienbranche kommt”, habe ein größeres Areal in Schweden gekauft und wolle es “Aktivisten” zur Verfügung stellen. Laut den Vereinsunterlagen haben die Mutigmacher nur drei ordentliche Mitglieder, davon kommt bloß einer aus der Immobilienbranche: Bernd Felsner.

via zeit: Querdenker : Investieren in Verschwörungsmythen