Dem Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ wird Rassismus vorgeworfen, der Verlag der Romanvorlage zieht das Buch zurück: Was ist dran an den Vorwürfen? (…) Eine Entwicklung, die auch die deutschen Karl-May-Verfilmungen, in denen noch einmal alles gut war im weißen Westen und die Apachen gewissermaßen Deutsche ehrenhalber wurden, nicht aufhalten konnten. Was es am spießigen und provinziellen typisch deutschen Blick zu korrigieren gab, das hat Michael Bully Herbig, mit seinem „Schuh des Manitu“ so restlos dekonstruiert, dass man danach keine fünf Silberdollars mehr auf deutsche Winnetou-Filme hätte wetten wollen (…) Was der Film halt leider nicht verstanden hat, ist, dass es auf Absichten allein nicht ankommt: Die Menschen von Winnetous Stamm sind so gekleidet, wie man sich früher im Fasching als Indianer verkleidet hat. Sie sprechen das metaphernselige Indianerdeutsch, das doch Bully Herbig längst zerstört hat. Und sie benehmen sich genau so, wie man das als Deutscher von edlen Wilden erwartet. Das ist vielleicht kein böser Rassismus. Es ist aber dumm, provinziell, ignorant und arrogant gegenüber beiden: der Geschichte und Realität der indigenen Amerikaner. Und gegenüber der Filmgeschichte, die schon mal weiter war.
via faz: STREIT UM WINNETOU : Weißer Westen