Noch immer ist unklar, wie genau es zu den Explosionen auf dem Militärstützpunkt Saki auf der russisch besetzten Krim kam. Zehn Kampfjets sollen zerstört worden sein, der britische Geheimdienst sieht die russische Luftwaffe deutlich geschwächt. Die Ukraine hält sich aus gutem Grund bedeckt. Denn Russlands Ungewissheit über den Hergang schätzen Militärexperten als nicht unerheblichen Vorteil ein. Gleichzeitig erhärtet sich der Verdacht, es könnte sich aufgrund der Art der Explosionen um einen ukrainischen Angriff mit Boden-Boden-Raketen gehandelt haben. Bilder des unabhängigen Satellitenunternehmens Planet Labs zeigen drei nahezu identische Krater. Die Gebäude in Saki wurden zudem präzise getroffen. Da sich die Militärbasis gut 200 Kilometer von der Front entfernt befindet, drängt sich vor allem eine Frage auf: Welche Raketen könnte die Ukraine eingesetzt haben? Denn die Mehrfachraketenwerfer aus westlicher Produktion haben aktuell eine Maximalreichweite von 80 Kilometern. (…) Den Ukrainern kommt entgegen, dass das Land Jahrzehnte lang ein Zentrum der Raketenproduktion und der dazugehörigen Abschusssysteme war und über entsprechendes Know-How verfügt. Bisher hieß es, dass Grom-2 frühestens 2022 einsatzbereit sein würde. Das würde also passen. Ein Prototyp wurde auch schon bei einer Militärparade in Kiew gezeigt. Aktuell soll allerdings nur den einen Prototypen mit zwei Raketen geben (Quelle hier). Der Flughafen auf der Krim wäre durchaus ein lohnendes Ziel für die Waffe gewesen. Die “New York Times” zitierte am Dienstag einen anonymen ukrainischen Offiziellen, dem zufolge eine Waffe “aus exklusiv ukrainischer Fertigung” bei dem Angriff zum Einsatz gekommen sei. US Anti-Radar-Raketen als Türöffner? Effektiv zum Einsatz bringen lässt sich Grom-2 aber nur in Verbindung mit sogenannten Anti-Radar-Raketen – beispielsweise vom Typ AGM 88 Harm wie sie die USA erst kürzlich an die Ukraine geliefert haben. Sie nehmen die Signale gegnerischer Radare wahr und zerstören sie dann gezielt. Auch das Abschalten des Radars bringt nichts mehr, wenn die Rakete einmal das Ziel erfasst hat. Ohne ein Loch in der Luftabwehr würden die Grom-2-Raketen mit großer Wahrscheinlichkeit abgefangen werden.
via tagesspiegel: Rätsel um den Krim-Angriff Neue Waffenkombination könnte Russland vor enorme Probleme stellen