Da ist ein außergewöhnlicher Satz, den Alexander Markovics, Mitgründer und zu dieser Zeit noch Führungskraft der rechtsextremen „Identitären Bewegung Österreich“, 2016 im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung gesagt hat. Er, damals ein junger Mann Mitte 20, hellbraunes kurzes Haar, karierte Hemden, kaum auffälliger als ein BWL-Student, spricht gerade vom „Großen Austausch“. Es ist eine, wenn nicht die beliebteste Verschwörungstheorie der Neuen Rechten: Politikerinnen und Eliten, so unterstellen sie, würden bewusst und geplant das eigene Volk langsam von Mi-grantinnen und Migranten unterwandern lassen, mit dem Ziel, es auszulöschen. Der rechtsradikale Attentäter aus dem neuseeländischen Christchurch, der 2019 in zwei Moscheen 51 muslimische Menschen ermordete, der rechtsradikale Attentäter aus El Paso in Texas, der nur wenige Monate später in einem Supermarkt 22 Menschen erschoss, und der rechtsradikale Attentäter aus Halle an der Saale, der im selben Jahr versuchte, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur einen Massenmord in einer Synagoge zu begehen, sie alle bezogen ihre Taten auf diesen Verschwörungsmythos. Der Attentäter von Christchurch überschrieb sogar sein krudes „Manifest“ mit der englischen Übersetzung des Ausdrucks: „The Great Replacement“. (…) Deswegen plädiert er für eine andere Form des Krieges, für den „Infokrieg gegen Metapolitik“. Wieder zwei dieser typischen, mit Scheinkomplexität aufgeblasenen Wörter der Neuen Rechten. Was sie meinen: Man will die Zivilgesellschaft nicht mehr durch Gewalt von rechts einschüchtern, vielmehr sollen ihre Werte, soll die „kulturelle Hegemonie“ durch Propaganda nach rechts gerückt werden. Passieren soll das in einem „vorpolitischen Raum“. Durch rechte Medien, Musik, Bücher, durch eine eigene rechte Popkultur.
via correctiv: MENSCHEN IM FADENKREUZ Die patriotischen Aktivisten: Wie die Neue Rechte versucht, Hass und Rechtsextremismus zur Popkultur zu machen