IDAR-OBERSTEIN Mordprozess gegen Corona-Leugner: Umfassendes rechtes Weltbild

Im September 2021 erschoss Mario N. in Idar-Oberstein den Tankstellenkassierer Alexander W., weil der auf der Einhaltung der Maskenpflicht bestanden hatte. Bis heute gilt die Tat nicht als rechte Gewalt. Der Mordprozess vor dem Landgericht Bad Kreuznach führt immer wieder vor, wie grotesk diese Fehleinschätzung ist. Das Video der Überwachungskamera zeigt einen Mann, der genau weiß, was er tut. Geduldig stellt er sich in die Schlange vor der Kasse, ganz coronakonform trägt er eine Schutzmaske. Erst als er an der Reihe ist, zieht er die Maske herunter, grinst den Kassierer provozierend an. „Maske hoch“, sagt der. „Echt?“, fragt der Mann. „Ja, echt“, antwortet der Tankstellenbeschäftigte. Da zückt der Mann einen Revolver und schießt dem Verkäufer mitten ins Gesicht. Danach spaziert er aus dem Verkaufsraum, ganz ruhig und entspannt. Sein Opfer, der 20 Jahre alte Alexander W., ist sofort tot. Was am 18. September 2021 in einer Tankstelle im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein geschah, wirkt wie eine kaltblütige Hinrichtung. Und das sollte es auch sein. Mario N., der Todesschütze, wollte sich rächen, weil ihm Alexander W. anderthalb Stunden zuvor ohne Maske kein Bier hatte verkaufen wollen. Aber er wollte nicht nur das. Tankstellenmitarbeiter war „Repräsentant einer verhassten Außenwelt“ „Ich musste ein Zeichen setzen“, hat Mario N. gesagt. Ein Zeichen gegen die Maskenpflicht, die der 50-Jährige vehement ablehnte. (…) Deutlich wurde: Die Pandemie hat die Radikalisierung dieses gut ausgebildeten Mannes aus der viel beschworenen Mitte der Gesellschaft nicht ausgelöst, sie hat sie nur noch einmal verstärkt. Schon als Maskenpflicht und Lockdowns noch nicht einmal am Horizont zu erkennen waren, äußerte Mario N. Revolutionsfantasien. Im Februar 2020 schrieb er einem Bekannten: „Ich weiß, es klingt doof, aber ich sehe keine Lösung mehr, in der keine Gewalt vorkommt.“ Und: „Man muss halt schauen, wie man sich bewaffnet, ohne Aufsehen zu erregen.“ Er stehe der Flüchtlingspolitik seit 2015 „sehr kritisch“ gegenüber, hat Mario N. im Prozess einmal erklärt. Ob sich seine Chatnachrichten darauf bezogen, sagte er aber nicht. Feinbilder: George Soros und Rothschilds Corona hielt Mario N. für einen „Staatsstreich“. Jetzt brachen bei ihm alle Dämme, nicht nur, wenn es um die Pandemie-Politik ging. Er wollte „die Verantwortlichen“ – zu denen er neben Angela Merkel oder Jens Spahn auch den jüdischen US-Milliardär George Soros oder „die Rothschilds“ zählte – an Straßenlaternen aufgeknüpft sehen oder ihnen persönlich die Kehle durchschneiden. Er träumte davon, Napalm gegen „Fridays for Future“-Demos einzusetzen, und wünschte sich Gaskammern zurück, für Politikerinnen und für Migrantinnen. Und noch als er sich am Morgen nach der Tat der Polizei stellte, bekannte er freimütig: „Wenn ich hundert Männer mit Eiern zusammenkriege, würde ich eine Armee gründen und die Verantwortlichen ausschalten.“

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