Nazi-#Szeneanwalt vor #Gericht :Neue Qualität der #Kriminalität – #DirkWaldschmidt

In der rechtsextremen Szene tummeln sich auch Anwälte. Dirk Waldschmidt ist einer von ihnen. Er steht wegen Geldwäschevorwürfen vor Gericht. Am Montag wird Dirk Waldschmidt wieder den Saal in der Erfurter Messe betreten, den das Landgericht eigens für die Großverhandlung gegen die rechtsextremen Turonen angemietet hat. In Handschellen werden Justizbeamte den Anwalt zur Anklagebank führen, direkt aus der U-Haft. So wie vor anderthalb Wochen, zum Prozessauftakt. Damals humpelte Waldschmidt in Jogginghose zu seinem Platz, blickte blass und verloren drein. Dabei ist klar: Von den neun Angeklagten ist er hier der schillerndste. Denn Waldschmidt ist seit Jahren ein prominenter Anwalt der rechtsextremen Szene – und selbst Teil davon. Der 57-Jährige aus dem kleinen hessischen Schöffengrund war mal Vize-Chef der Hessen-NPD, trat zuletzt bei der rechtsextremen Splitterpartei „III. Weg“ auf. Immer wieder vertrat Waldschmidt Neonazis vor Gericht, kurzzeitig auch den Lübcke-Mörder Stephan Ernst. Damit gehört er zu den bekanntesten Szeneanwälten bundesweit. Aber Waldschmidt beließ es offenbar nicht dabei. Denn nun steht er selbst vor Gericht: Vorgeworfen wird ihm Geldwäsche, die er zusammen mit den Turonen begangen haben soll. Die Thüringer Neonazis gründeten sich 2015 als rockergleiche Bruderschaft, organisierten zunächst Rechtsrockkonzerte. Laut Anklage stiegen sie spätestens im Herbst 2019 dann auch ins Drogengeschäft ein, handelten in großem Stil mit Kokain, Crystal, Marihuana. Bis acht von ihnen im Februar 2021 festgenommen wurden – darunter Waldschmidt, bei dem damals ein verbotener Elektroschocker gefunden wurde. Enger Kontakt zu neonazistischer Rockerbruderschaft Waldschmidt hält seit Jahren Kontakt zu den Turonen, die Anklage attestiert ihm ein „enges freundschaftliches Verhältnis“, vor allem zum Anführer Thomas W., einem verurteilten Schläger. Zwei mit W. befreundete Thüringer Neonazis vertrat der Anwalt vor Gericht. Der Bund ist so eng, dass Waldschmidt laut Anklage zum „Ehrenturonen“ ernannt wurde. Und der Hesse brachte sich in der Truppe offenbar tatkräftig ein. Im „Clubhaus“ der Turonen in Gotha soll er Geräte für den Sportraum gestellt und geplant haben, dort eine Zweigstelle seiner Kanzlei einzurichten – um so Durchsuchungen zu erschweren. Für die Gruppe erwarb er im Januar 2020 zudem ein zweites Gebäude für 65.000 Euro, das als Bordell vorgesehen war. Den Preis soll Turonen-Anführer Thomas W. vorgegeben haben. Auch wirft ihm die Anklage die „Abschottung der Bandenstruktur“ vor. So soll es Waldschmidts Auftrag gewesen sein, Mitglieder juristisch zu vertreten und dafür zu sorgen, dass diese bei der Polizei schweigen. In einem Fall habe er sogar einem Inhaftierten Schweigegeld angeboten. Auch der Lübcke-Mörder Ernst hatte ausgesagt, Waldschmidt habe ihm geraten, nichts zu Mittätern zu sagen – im Gegenzug werde die rechtsextreme Szene seine Familie finanziell unterstützen. Waldschmidt bestritt das. Die Turonen aber druckten für den Hessen sogar eigene T-Shirts: „Freiheit sponsored by RA Waldschmidt“ prangte darauf.

via taz: Nazi-Szeneanwalt vor Gericht :Neue Qualität der Kriminalität