Ein bisher unbekanntes Video zeigt erstmals eine Massenerschießung durch Sicherheitskräfte des Assad-Regimes im Jahr 2013 in der Hauptstadt Damaskus – von den Tätern selbst gefilmt. Das Video, das offenbar aus syrischen Geheimdienstkreisen stammt und dem ARD-Politikmagazin Report Mainz zugespielt wurde, dokumentiert in sechs Minuten und 43 Sekunden insgesamt zehn Erschießungen. Zu sehen ist, wie Uniformierte mitten am Tag Menschen an eine in einer menschenleeren Straße ausgehobene Grube heranführen. Die Augen sind mit Klebefolie verbunden, Hände mit Kabelbindern gefesselt. Die Menschen werden in die Grube gestoßen und erschossen – teilweise werden sie aufgefordert zu springen und dann in der Luft erschossen. Routinierte Ausübung der VerbrechenForschende des niederländischen Instituts für Kriegs-, Holocaust- und Genozidstudien, NIOD, haben das Video über einen Zeitraum von insgesamt zwei Jahren untersucht. Sie gehen von dem Stadtteil Tadamon als Tatort aus. Die Erschießungen hätten in der Nähe einer Moschee und eines Hochzeitssaals stattgefunden, in einer Gegend, die zuvor vom Regime stark zerstört worden sei, sagt eine mit den Recherchen betraute Mitarbeiterin, die anonym bleiben will. Im Interview mit Report Mainz sagt Uğur Üngör, Professor am NIOD und Experte für Täterforschung: “Niemals zuvor haben wir Täter so klar bei der Ausübung ihrer Verbrechen gesehen. Sie nehmen die Opfer, sie erschießen die Opfer, sie machen Witze untereinander und führen überaus routiniert das Massaker an hilflosen Opfern aus.” Die in dem Video enthaltene Datumsangabe, den 16. April 2013, halte man auf Grundlage weiterer Recherchen, etwa Interviews mit Nichtregierungsorganisationen vor Ort, für zutreffend. Insgesamt zähle man mehr als 40 Opfer. Die Leichen von fünf Menschen hätten sie identifizieren können. Sie seien zuvor vermutlich an Check-Points oder in ihren Häusern festgenommen worden. (…) Nach eigenen Angaben hat NIOD zwei Täter in dem Video identifiziert und mit einem der Täter direkt gesprochen. Demnach handelt es sich um einen Angehörigen der Abteilung 227 des syrischen Militärgeheimdienstes. Dieser Abteilung wird in zahlreichen Berichten von Menschrechtsorganisationen systematische Gewalt und Folter etwa in Gefängnissen vorgeworfen.Der Mann ist in dem Video bei mehreren Erschießungen deutlich zu erkennen und besitzt auch einen Facebook-Auftritt. Persönliche Angaben und Gesichtsvergleiche hätten eindeutig gezeigt, dass es sich um ein und dieselbe Person handele, so die Forscher.
via tagesschau: Kriegsverbrechen in Syrien – Video zeigt Massenerschießung durch Assad-Regime