Im Rahmen der sogenannten „Endlösung” haben die Deutschen und ihre Kollaborateure im Zweiten Weltkrieg Millionen von Juden aus ihren Häusern gerissen und in den Tod deportiert. Diese akribisch organisierte Operation war ein Ereignis von historischer Bedeutung, da sie zur Auslöschung jüdischer Gemeinden im gesamten von Deutschland besetzten Gebiet führte, die schon seit Jahrhunderten existiert hatten. Unzählige Juden wurden direkt in die Vernichtungsstätten deportiert, während viele andere zunächst in Ghettos und Durchgangslager gebracht wurden. Der Vieh- oder Eisenbahnwaggon, das wichtigste Deportationsmittel, wurde damit eines der bekanntesten Symbole des Holocaust. Ursprünglich ein Wahrzeichen des Fortschritts, der Globalisierung und Technologie des 19. und 20. Jahrhunderts verwandelte sich der Eisenbahnwaggon zum Symbol des Abfalls menschlicher Werte, der im Massenmord beispiellosen Ausmaßes endete. Europas modernes Transportsystem wurde in den Dienst der nationalsozialistischen Völkermordpläne gestellt. Die Reichsbahn transportierte die Juden mit Hilfe staatlicher Eisenbahnlinien in besetzte und mit Deutschland alliierte Länder. An der Organisation und Durchführung der Deportationen waren Beamte der Reichsbahn, der Reichssicherheit, Ministerien und Kommunalbehörden beteiligt. Die zentrale Behörde, die sich mit der Bestellung von Zügen und der Organisation der Transporte befasste, war die Abteilung für Judenangelegenheiten des Reichssicherheitshauptamtes der SS.
Doch die sog. „Endlösung” wurde nicht nur von ideologisch überzeugten SS-Mitgliedern und den Einsatzgruppen organisiert. Auch Angestellte und Bürokraten halfen bei der Organisation der Transporte. Mehr als die Hälfte der im Holocaust Ermordeten wurden durch das Deportationssystem in den Tod geschickt, das hauptsächlich Züge, aber auch Lastwagen, Schiffe und Fußmärsche implizierte. Trotz des Krieges, der deutschlandfernen Fronten und des damit verbundenen Transportbedarfs der deutschen Wehrmacht ging die Deportation der Juden per Bahn unvermindert weiter. Um die Anzahl der erforderlichen Fahrten und die Kosten zu reduzieren, begannen die Deportationsbehörden, veraltete Waggons zu verwenden, die Anzahl der Waggons bei jeder Deportation zu erhöhen und so viele Juden wie möglich in einen Waggon zu pferchen. (…) Die Überfüllung in den Waggons war unerträglich, das Erstickungsgefühl war schrecklich, und um die Nähe des schmalen Fensters entbrannte ein heftiger Kampf. Die Deportierten waren von Hunger und Durst gequält und die Notwendigkeit, ihre Notdurft im überfüllten Waggon vor aller Augen zu verrichten, stellte für sie den Höhepunkt der Demütigung dar. Die Fahrt in den Viehwaggons dauerte manchmal einige Stunden (innerhalb Polens), manchmal drei bis vier Tage (von Frankreich, Ungarn und den Niederlanden), manchmal sieben oder acht Tage (von Thessaloniki) und manchmal wurden die Deportierten mehr als zwei Wochen lang mit Schiff und Zug deportiert wie die Juden aus Thrakien und Makedonien. Andere mussten zu Fuß marschieren und auf maroden Flößen einen breiten Fluss überqueren (die nach Transnistrien deportierten Juden aus Bessarabien, Bukowina und Dorohoi). Keiner der Deportierten hatte auch nur die geringste Ahnung von Lage oder Art ihres endgültigen Bestimmungsortes.

via yad vashem: Zugfahrten in den Untergang: Die Deportation der Juden während des Holocaust

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