Eine bundesweite Razzia gegen die rechtsextreme Szene hat auch zwei Hauptbelastungszeugen gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. betroffen. Ob das auch Auswirkungen auf das Verfahren vor dem Oberlandesgericht Dresden hat, bleibt abzuwarten. Heute und morgen sind die nächsten Verhandlungstage. (…) In elf Bundesländern wurden Objekte mutmaßlicher Rechtsextremer durchsucht. Mindestens fünf Mitglieder dieser Organisation waren nach Informationen des MDR von den Durchsuchungen betroffen. Vier von ihnen wurden festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Ihnen wird mit Bezug zu „Knockout 51“ die Bildung einer rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Zu ihren Zielen sollen laut Bundesanwalt Peter Frank auch die „Schaffung eines Nazi-Kiezes in Eisenach und die körperliche Auseinandersetzung mit linken politischen und Vertretern der Polizei und staatlicher Behörden“ sein, wie er am Tag der Durchsuchungen bekannt gab. Zwei der Inhaftierten sind Leon R., dem die Rädelsführerschaft von „Knockout 51“ vorgeworfen wird, und Maximilian A. Die beiden Eisenacher sind erst im Januar und März als Hauptbelastungszeugen im Prozess  gegen Lina E. aufgetreten. (…) Wie belastbar waren die Aussagen der beiden Rechtsextremen R. und A. vor Gericht? Leon R.s Aussage sollte ursprünglich schon Ende Januar stattfinden. Am selben Tag wie die von Maximilian A. Er ließ sich jedoch wenige Tage zuvor wegen eines angeblichen Bandscheibenvorfalls krankschreiben. Erst Mitte März erschien er dann vor dem Oberlandesgericht Dresden. Die Verteidigung der Angeklagten R. bezichtigte ihn damals mehrfach im Zeugenstand zu lügen und sich nicht mehr genau an wichtige Details wie Größe und Aussehen der weiblichen Person erinnern zu können, die er bei den Angriffen gegen ihn gesehen haben will. Sie beschuldigte ihn und andere Zeugen aus dem „Knockout 51“-Kreis außerdem, sich aus politischen Motiven abgesprochen zu haben, um Lina E. gezielt zu belasten. Die prozessführende Bundesanwältin Alexandra Geilhorn sah damals keine Notwendigkeit darin, R.s oder A.s Aussagen kritisch zu hinterfragen. Auch generelle Nachfragen zu „Knockout 51“ wurden von ihr weder an die beiden, noch an anderen Zeugen aus der Gruppe gestellt. Und dass, obwohl mehrere der Thüringer zwar ihre frühere Zugehörigkeit zur Gruppe ebenso erklärten, ihr „Freizeitsport“-Projekt würde nicht mehr bestehen. Steckte eine Taktik hinter der Verhaftung? Tatsächlich hat die Bundesanwaltschaft mit ihrem Zugriff auf R. und A. offenbar noch gewartet, bis in Dresden alle Zeugen ausgesagt haben, die einen direkten Bezug zu „Knockout 51“ haben oder gehabt haben sollen. Anders lässt sich nicht erklären, warum sie ihren Hauptbelastungszeugen nur wenige Wochen nach seiner Aussage selbst in Untersuchungshaft stecken ließ.   

via mdr: ANALYSE ZUM LINKSEXTREMISMUS-PROZESS – Welche Folgen hat Rechtsextremisten-Razzia für Lina E.?