Der Prozess um einen gewalttätigen Zwischenfall bei einer Gartenparty hat eine überraschende Wendung genommen: Die Trierer Angeklagten sind freigesprochen worden. Stattdessen hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen mehrere Trierer Polizisten und einen Mitarbeiter des Ordnungsamts angekündigt. Es sind ziemlich genau 36 Sekunden, in denen sich am 12. Juni 2021 ein friedlicher Sommerabend für die Trierer Familie P. und deren Freunde in ein Schreckensszenario verwandelt. Den Beweis für das laut Amtsrichterin Iris Scholten „übermäßig gewalttätige Einschreiten der Polizei“ liefert ein Video, aufgezeichnet von einer Überwachungskamera im weitläufigen Garten der Familie in der Herrmannstraße in Trier-Euren. Deutlich ist zu sehen, wie ein Polizist mit forschem Schritt die Stufen hoch zur Terrasse nimmt. Noch im Gehen zieht er sich die Handschuhe an, die Polizisten tragen, wenn sie zupacken müssen oder wollen. Weitere Polizisten sind zu sehen und auch ein Mitarbeiter des Kommunalen Vollzugsdienst der Stadtverwaltung. Grund für den Polizeieinsatz ist die Beschwerde eines Nachbarn: Familie P. höre in ihrem Garten zu laut Musik.
Der erste Polizist tritt an den Tisch, an dem der 38-jährige Familienvater P. zusammen mit seinem Bruder und zwei Freunden sitzen. Die Frauen halten sich in einer anderen Ecke des Gartens auf, kleine Kinder laufen am Bildrand über die Wiese. Was die Männer und die Ordnungskräfte miteinander sprechen, ist nicht zu hören. Plötzlich reißt allerdings der erste Polizist P. ein Trinkglas aus der Hand und feuert es quer über den Tisch. P. sitzt immer noch zurückgelehnt auf dem Stuhl. Dass er ebenfalls körperlich agiert, ist nicht zu erkennen. Sekundenbruchteile später stürzt der Polizist sich auf ihn. Zusammen mit einem Kollegen drehen die Beamten dem Eurener die Arme auf den Rücken. Ein dritter Polizist zieht P.s Kopf nach hinten, um dessen „Widerstand zu brechen“, wie einer der Beamten später vor Gericht aussagt. Der Mann vom Kommunalen Vollzugsdienst kommt dazu. Zu sehen ist, wie er mehrfach in Richtung Kopf und Gesicht des von mehreren Polizisten fixierten Familienvaters schlägt. (…) Polizisten gaben an, der Angeklagte habe sich aggressiv gewehrt. Bevor der Trierer Rechtsanwalt Thomas Roggenfelder im Gerichtssaal des Amtsgerichts das Video zeigt, hatten die Polizisten und Mitarbeiter des Kommunalen Vollzugsdiensts als Zeugen ausgesagt. Und die Szene völlig anders geschildert als im Video zu sehen.
via volksfreund: Gewalt-Eskalation bei Routine-Einsatz – Nach Videobeweis: Polizeigewalt? Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Polizisten wegen Falschaussagen