Vier Jahre lang war sie unter Verschluss, dank einer Anfrage von uns wird sie jetzt öffentlich: Im Auftrag des Bundesbeauftragten für die neuen Bundesländer erforschten Göttinger Wissenschaftler:innen Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Die Ergebnisse zeigen, wie tief verwurzelt extreme Positionen sind. „Ja, es stimmt: Sachsen hat ein Problem mit Rechtsextremismus, und es ist größer, als viele – ich sage ehrlich: auch ich – wahrhaben wollten“, sagte Stanislaw Tillich, zu diesem Zeitpunkt sächsischer Ministerpräsident, bei einer Sondersitzung des Landtags Ende Februar 2016. Der Anlass dieser Sitzung: Die steigende Anzahl rechtsmotivierter Gewalttaten. So war nur wenige Tage zuvor eine geplante Asylunterkunft im sächsischen Bautzen angezündet worden – die vierte in nur wenigen Monaten. Eine Studie aus dem darauffolgenden Jahr, die der Bundesbeauftragten für die neuen Bundesländer in Auftrag gab, sieht Tillichs Partei in Mitverantwortung: die CDU. Wir veröffentlichen die Studie erstmals. (…) Das Fazit der Untersuchungen: In Ostdeutschland offenbare sich ein „rechtsextremes Denken“, das „auf der Abwertung von – insbesondere ethnischen und sexuellen – Minderheiten und der Glorifizierung autoritärer Ordnungen“ basiert und „von einem überhöhten Bedürfnis nach Harmonie, ‚Reinheit‘, Ordnung“ geleitet ist. Vor allem zeige sich dies im „Zusammenhang mit der Erinnerungskultur, sowohl in Bezug auf den Nationalismus in der DDR als auch mit Blick auf den Rechtsextremismus der Vor- und Nach-Wende-Zeit“.
via frag den staat: Rechtsextremismus in Ostdeutschland: Studie endlich veröffentlicht
studie: Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland im regionalen Kontext Ursachen – Hintergründe – regionale Kontextfaktoren. Abschlussbericht des Forschungsprojekts “Ursachen und Hintergründe für Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und fremdenfeindlich motivierte Übergriffe in Ostdeutschland sowie die Ballung in einzelnen ostdeutschen Regionen” – Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Franz Walter im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer – Wiederveröffentlichte, überarbeitete Fassung, Nov. 2017 – Autoren Danny Michelsen, Marika Przybilla-Voß, Michael Lühmann, Martin Grund, Hannes Keune und Florian Finkbeiner