Ende November 2021 wurde ein Kiewer Club von Neonazis homofeindlich attackiert. Nicht zum ersten Mal. Hinter dem Angriff steht offenbar „Centuria“, eine ukrainische Bürgerwehr mit Verbindungen zum rechtsextremen Paramilitär „Asow“. Die Attacke ist koordiniert aber kurz, vor allem ist sie eine klare Botschaft: Etwa 20 vermummte Rechtsextreme versuchen an diesem Samstag, den 27. November, den Kiewer Club HVLV zu stürmen. Bewaffnet mit Schlagstöcken und Pfefferspray dringen sie in den Hof des HVLV hinein. Sie zerstören Möbelstücke vor dem Club, die sie als Waffen einsetzen, um die Fenster einzuschlagen – teilweise mit Erfolg. Ein Angreifer zündet einen Sprengkörper und wirft ihn gegen das Gebäude. Laut Augenzeug:innen rufen sie dabei queerfeindliche und rassistische Parolen wie „White Power“, „Tod dem LGBT“ und „das LGBT-Haus muss sterben“. Kaum drei Minuten später fliehen die Täter wieder. Diese Szenen zeigen Videos von Überwachungskameras vor dem Club. Und es gibt Hinweise, dass hinter dem Angriff Mitglieder einer rechtsextremen Bürgerwehr mit Verbindungen in die ukrainische Armee stehen könnten. (…) Die nächste Polizeiwache liegt wenige Hundert Meter vom Club entfernt. Am Telefon nimmt die Polizei die Situation aber zunächst nicht ernst. Eine Clubbesucherin soll zurückrufen, wenn sie „angemessen“ reagiere, berichtet die Nachrichtenseite Zaborona berichtet. Erst 15 Minuten später, als die Täter schon geflohen sind, trifft die Polizei ein. Laut lokalen Medien wurden am Samstagabend dennoch zehn Männer vorübergehend festgenommen, die mit der Tat in Verbindung stehen. Die rechtsextremen Angreifer hinterlassen nicht nur Trümmern und Scherben, sondern auch ihre Visitenkarte. Auf einem Aufkleber steht ein Name und QR-Code: „Centuria“ heißt die Gruppe, der Code verlinkt auf ihre Webseite. An der Wand sprühen sie eine Wolfsangel – ein neonazistisches Symbol, das unter anderem vom Regiment „Asow“ verwendet wird, einem rechtsextremen Freiwilligenbataillon, das im Ukraine-Konflikt gegen prorussische Separatisten kämpft (siehe Belltower.News). „Centuria“ hat seine Wurzeln in der 2017 gegründeten „Nationale Miliz“ (Natsionalni Druzhyny). Diese galt als Bürgerwehr der „Asow“-Bewegung. Ihr angebliches Ziel: Die Polizei zu unterstützen – das ist nach ukrainischem Recht erlaubt. Neben illegalen Holzeinschlag wolle die Miliz auch Straßenkriminalität und Drogenhandel bekämpfen – und ist auf Patrouille in ukrainischen Städten gegangen. (…) Auch „Centuria“ hat enge Verbindungen in die Neonazi-Szene in der Ukraine. Sowohl die „Nationale Miliz“ als auch „Centuria“ stehen zum Beispiel dem russischen, in der Ukraine lebenden Neonazi Alexei Levkin nahe. Levkin ist Sänger der NSBM-Band „M8l8th“ und Führungsfigur in der neonazistischen „Wotanjugend“ (siehe Belltower.News). 2020 führte „Cherkass“ Mykhailenko 2020 ein einstündiges Live-Interview mit Levkin auf Instagram. Darin wird Levkin als „Inspiration“ für die „Nationale Miliz“ bezeichnet. Levkin soll zudem als Ideologe der „Asow“-Bewegung fungieren.

via belltower: „Centuria“ – STEHT HINTER DEM ANGRIFF AUF EINEN KIEWER CLUB EINE RECHTSEXTREME MILIZ?