Jörg Meuthen will im Dezember nicht mehr für den Vorsitz der AfD kandidieren. Das geht aus einem Rundschreiben Meuthens hervor, das er am Montag verschickte. Jörg Meuthen gibt auf. Der Bundesvorsitzende der AfD teilte am Montag in einem Rundschreiben an die Parteimitglieder mit, dass er auf dem Parteitag im Dezember in Wiesbaden nicht mehr kandidieren wird. „Ich habe mich nach sehr sorgsamen und in vielen intensiven Gesprächen, insbesondere auch mit meiner Familie, herangereiften Überlegungen entschlossen, auf diesem Parteitag nicht für eine weitere Amtszeit als Bundessprecher zu kandidieren“, schreibt Meuthen in dem Rundschreiben, das der F.A.Z. vorliegt. Er sei sich bewusst, dass sich viele Mitglieder eine andere Entscheidung von ihm erhofft hätten, schreibt Meuthen weiter. Er werde sich aber nicht ins Privatleben zurückziehen. „Ich werde selbstverständlich meine politische Arbeit fortsetzen“, so der 60 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler, der die Partei seit 2015 führte. Ob er diese politische Arbeit weiterhin in der AfD tun wird, lässt Meuthen allerdings offen. Sein Umgang mit Kalbitz wurde ihm übelgenommen. Meuthen zieht mit seinem Rückzug die Konsequenzen daraus, dass er in der AfD zunehmend isoliert war. Unter starken innerparteilichen Druck war der AfD-Vorsitzende geraten, nachdem er sich gegen den rechtsextremistischen „Flügel“ innerhalb der AfD gewandt und dessen offizielle Auflösung im Bundesvorstand durchgesetzt hatte. Verübelt wurde ihm vor allem, dass er den früheren Brandenburger AfD-Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz im Frühjahr 2020 aus der Partei ausschließen ließ. Kalbitz hatte als organisatorischer Kopf den „Flügel“ zusammen mit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke geführt. Meuthen hatte für den Ausschluss von Kalbitz eine Mehrheit im Bundesvorstand organisieren können. Den Schritt hatte er auch damit begründet, dass er als Vorsitzender eine Beobachtung der gesamten Partei durch den Verfassungsschutz verhindern wolle und deshalb eine Brandmauer gegen Rechtsextreme errichtet werden müsse. Doch standen seitdem die wichtigsten AfD-Politiker auf Bundesebene gegen ihn: der Ko-Vorsitzende Tino Chrupalla sowie die bisherigen Fraktionsvorsitzenden im Bundestag Alice Weidel und Alexander Gauland.

via faz: RUNDSCHREIBEN AN MITGLIEDER: AfD-Chef Meuthen kündigt Rückzug von Parteispitze an