“Vogelschiss – Die Graphic Novel gegen Rechts”: Ein Comic gegen die AfD

Das Guano Project hat den aufwendigen satirischen Comic "Vogelschiss – Die Graphic Novel gegen Rechts" veröffentlicht, der auf die Gefahren des Rechtspopulismus aufmerksam machen will.
Die Geschichte um die alleinerziehende Mutter Eleni und ihren Nachbarn Rudi ist fiktiv, die gezeigten AfD-Politikerinnen und Politiker und ihre Zitate sind aber real. Der Comic zeichnet ein treffendes Bild des teilweise vergifteten politischen Diskurses in Deutschland, was die Lektüre spannend, aber auch bedrückend macht. "Und wenn wir einen Comic über die AfD machen? ", fragt Eleni ihren Nachbarn Rudi an einer Stelle des Comics "Vogelschiss – Die Graphic Novel gegen Rechts". "Was soll das bringen?", entgegnet Rudi: "So ein Quatsch, das wird dem Thema doch gar nicht gerecht. Außerdem liest sowas doch keiner. " (,...) "Vogelschiss – Die Graphic Novel gegen Rechts" hat eine fiktive Handlung, die aber sehr nah an der Wirklichkeit ist. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die politisch gegen die AfD und andere rechte Umtriebe aktiv werden. In gewisser Weise erzählt das Guano Project also seine eigene Geschichte. Der Comic "Vogelschiss" verwendet echte Zitate von AfD-Politikern Sämtliche Politikerinnen und Politiker, die in der Story auftauchen, sind reale Personen. Zitate, die tatsächlich gesagt wurden, sind blau eingefärbt und heben sich von der ansonsten schwarzen Schrift des Buches ab. In einer großen Fleißarbeit haben die Macher des Comics im Anhang die Urheberinnen und Urheber der Zitate zusammengetragen und vermerkt, wann diese gesagt wurden. (...) Wahlplakate der AfD werden übermalt, in einer Guerilla-Aktion wird die AfD-Parteizentrale mit einer Konfettikanone mit Vogelfutter beschossen, was eine Unmenge an Tauben anlockt, die das Haus mit dem titelgebenden "Vogelschiss" eindecken. Eleni und Rudi erhalten viel Zuspruch im Netz, aber auch genauso viel Hass. Sie bekommen Drohmails, sie müssen sich mit den Bedenken und Warnungen von Freunden und Verwandten auseinandersetzen. Rudi wird schließlich zusammengeschlagen und landet im Krankenhaus. Der Comic ist spannend, aber auch bedrückend "Vogelschiss" wird als satirische Abenteuergeschichte beworben, tatsächlich bildet der Comic aber ziemlich realistisch ab, wie vergiftet der politische Diskurs und das gesellschaftliche Klima in Deutschland zumindest in bestimmten Bereichen sind. Und welchen Anteil die AfD daran hat.

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PROZESS: Liederbacher verbreitet Hitler-Bilder per Handy

Amtsgericht verhängt 2100 Euro Geldstrafe, während 47-Jähriger schweigt. Einen Moment scheint es so, als wolle der Angeklagte kurz vor der Urteilsverkündung am Höchster Amtsgericht doch noch etwas zu seinem Fall sagen. Der 47 Jahre alte Liederbacher zuckt, um dann aber nur ein kurzes "Ich sag' nichts" über die Lippen zu bringen. Dabei sind die Vorwürfe heftig: Der Selbstständige, der einen kleinen Betrieb führt, soll zwischen dem 26. Juni und dem 4. Dezember 2019 gleich fünf Beiträge mit nationalsozialistischem Hintergrund in einer Whats-App-Gruppe mit 60 Teilnehmern verbreitet haben. Das Schweigen ist für den Mann nicht von Vorteil: Er wird wegen Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe von 210 Tagessätzen verurteilt. Weil sein Betrieb in der Corona-Zeit arg gebeutelt wurde, fallen sie mit 10 Euro milde aus - insgesamt sind es also 2100 Euro. Hakenkreuze und verbotener Gruß. Die Verstöße listet die Staatsanwältin zu Beginn der Verhandlung in der Anklage genau auf. Er habe über ein Handy Inhalte nationalsozialistischer Organisationen einem breiten Kreis von Personen in der Whats-App-Gruppe "Brauner Humor" zugänglich gemacht, heißt es da. So habe ein Bild Adolf Hitler mit kurzer Hose und einem Hemd mit Hakenkreuz bei der Vorbereitung aufs Wochenende gezeigt. Bei einem verschickten Video kommt ein Asylsuchender zu Wort, danach wird der Reichskanzler eingeblendet mit den Worten "Nein, nein, nein". Ein weiteres Video hat pornografischen Inhalt, zeigt aber ebenso ein Hakenkreuz an der Wand und einen Hitlergruß. In Beitrag vier ist Hitler an einem Rednerpult zu sehen, und Nummer fünf vereint sogar Hitler und Kreuz. "In allen Fällen wusste er, dass es sich um verbotene Bilder oder Videos handelte", heißt es in der Anklageschrift. Der Liederbacher habe es "billigend in Kauf" genommen, dass diese Inhalte weiter verbreitet wurden.

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„#NSU 2.0“: Woher stammen die heiklen #Daten? – #polizeiproblem #terror

Drei Monate nach der Festnahme des mutmaßlichen Verfassers der „NSU 2.0“-Drohschreiben sind noch immer Fragen offen. Wie der Mann an die persönlichen Daten der Empfänger der Schreiben kam, ist unklar. Drei Monate ist es her, dass die Polizei die Wohnung des Mannes gestürmt hat, der die rechtsextremen Drohschreiben mit der Unterschrift „NSU 2.0“ verfasst haben soll. Alexander M., ein 53 Jahre alter Berliner, arbeitslos. Einer, von dem die Ermittler sagen, es gebe nicht nur handfeste Hinweise darauf, dass er die Briefe verfasst habe. Auch seine Persönlichkeit deute darauf hin. Er wird beschrieben als jemand, in dem sich Größenwahn mit beachtlicher krimineller Energie verbinde. Wohl auch deshalb, so vermuten die Ermittler, habe er sich so lange in Sicherheit gewähnt. Hat über zwei Jahre lang mutmaßlich Dutzende Schreiben abgesetzt, eines schlimmer als das andere, mit expliziten Drohungen und Schilderungen, was er seinen Opfern antun wolle. Die Opfer waren fast ausschließlich Frauen, entweder mit Migrationshintergrund oder der Linkspartei angehörig. Die prominentesten unter ihnen waren die Linken-Abgeordnete Janine Wissler und die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz, die das erste und danach immer weitere Schreiben erhielt. Dennoch kamen die Ermittler des Hessischen Landeskriminalamtes (LKA) Alexander M. auf die Spur. Inzwischen sind sie überzeugt, dass er der Urheber ist. Dennoch ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Denn die Ermittlungen sind „komplex“, wie der zuständige Frankfurter Oberstaatsanwalt Sinan Akdogan sagt. Noch immer sind einige Fragen offen. Vor allem wollen die Ermittler herausfinden, wie der Verfasser an die Daten der Opfer gekommen ist (...) Es gebe zwar die Hypothese, dass die sensiblen Daten wie Privatadressen, Geburtsdaten und Namen von Familienangehörigen der Opfer über Trickanrufe bei verschiedenen Behörden „abgeschöpft“ worden seien. Akdogan betonte, dass dieses sogenannte Social Engineering jedoch nur eine von vielen Möglichkeiten sei. „Wir ermitteln ergebnisoffen.“ Man werde sich nicht auf eine Theorie festlegen. Inzwischen heißt es auch in der Polizei, man halte mehrere Möglichkeiten für denkbar. Unmittelbar nach der Festnahme hatte das LKA noch den Eindruck erweckt, für die Ermittler stehe quasi fest, dass der Drohbriefschreiber im Fall der Anwältin Basay-Yildiz im 1. Polizeirevier in Frankfurt angerufen und sich als Kollege ausgegeben habe. Auf diese Weise sei er an die entsprechenden Daten gelangt. Dass die Beamtin, die zu diesem Zeitpunkt im Computersystem der Polizei eingeloggt war, Teil der daraufhin aufgedeckten rechtsextremen Chatgruppe gewesen sei, könne Zufall sein. Als der Verfasser mit dieser Masche Erfolg gehabt habe, so die Vermutung, sei er dabei geblieben.

via faz: „NSU 2.0“: Woher stammen die heiklen Daten?

https://twitter.com/blaulichtzecke/status/1423745023179378689

Berliner Polizei wird im Internet mit Hass überschüttet

Nach den Demonstrationen von Querdenken am vergangenen Wochenende wird die Berliner Polizei mit Hassbotschaften überzogen. Nach den „Querdenken“-Protesten in Berlin am vergangenen Wochenende wird die Berliner Polizei im Internet beschimpft und beleidigt. Unterdessen fordert der Sonderberichterstatter der UN Aufklärung zum Polizeieinsatz. Seit mehreren Tagen wird die Berliner Polizei im Internet mit Hass-Nachrichten überhäuft. Die Liste ist lang: Über „Gestapo“, „Merkelsöldner“, „Merkel-Schergen“, „Geisel-Schergen“, „Mörder“, „Faschisten“, „Verbrecher“, „Freund & Henker“, die „wehrlose Frauen und Kinder verprügeln“, die „endlich aufstehen und nicht blind den Befehlen folgen sollen“, die „eine Schande für Deutschland und ihre Familien sind“, die „einen der ihren totgeprügelt haben“ inklusive sämtlicher Vergleiche mit dem 3. Reich ist alles dabei.
Eine Behördensprecherin sagte auf Nachfrage von WELT, dass das Aufkommen „ausgesprochen“ hoch sei. Allein am vergangenen Sonntag während der Querdenken-Demonstrationen habe man 20.000 Tickets in der Redaktionssoftware abgearbeitet, also Kommentare, Erwähnungen und Direktnachrichten. Auch an den folgenden Tagen blieb das Aufkommen ungewöhnlich hoch. Zum Vergleich: Am Sonnabend lag die Zahl der Tickets bei 3000. „Der Hass ist plattformunabhängig, er erreicht uns massiv auf Twitter, aber ebenso auf Facebook und Instagram“, sagte eine Behördensprecherin. Es gebe aber auch positive Kommentare und Nachrichten. „Es gibt auch die, die versuchen, Falschinfos zu entlarven und die den Querdenkern nicht gänzlich die Kommentarspalten überlassen. Dafür sind wir dankbar“, so die Sprecherin weiter.

via welt: Berliner Polizei wird im Internet mit Hass überschüttet

VORWURF: GELD AN “IDENTITÄRE BEWEGUNG” IN ÖSTERREICH ÜBERWIESEN

Ulmer Hochschulprofessor soll an Rechtsextreme gespendet haben. Ein Professor der Technischen Hochschule Ulm soll Geld an die rechtsextreme Organisation "Identitäre Bewegung" in Österreich gespendet haben. Die Hochschule prüft nun den Vorwurf. (...) Auch das Bildungsministerium sei mit einbezogen. Ein Professor der Hochschule soll die "Identitäre Bewegung" finanziell unterstützt haben. Beschuldigter ist Bundeswehrreservist. Darüber berichteten am Freitag mehrere Zeitungen unter Berufung auf das Recherchekollektiv "Rechte Umtriebe Ulm". Die Spende habe der Professor der Technischen Hochschule Ulm und Bundeswehrreservist vor drei Jahren an den Sprecher der rechtsextremen "Identitären Bewegung" in Österreich überwiesen, heißt es. Der Professor hatte 1992 an einem rechtsextremen Marsch teilgenommen. Dabei war er mit einem Sprengsatz bewaffnet, den er gegen linke Demonstranten einsetzen wollte. Er bekam eine Bewährungsstrafe. Die rechtsradikale Vergangenheit des Professors wurde an der Hochschule 2016 bekannt. Damals gab er an, sich davon losgesagt zu haben.

via swr: VORWURF: GELD AN "IDENTITÄRE BEWEGUNG" IN ÖSTERREICH ÜBERWIESEN

siehe auch: Für einen konsequenten Umgang mit extrem rechten Vorfällen im Reservistenverband
Mit dem neuesten Beispiel für Rechtsterror-Strukturen um die Gruppierung „Zuflucht Beuden“ sind wieder einmal Reservisten der Bundeswehr in rechten Netzwerken involviert. Dabei ist es nichts Neues, dass Reservisten und ihre Verbände offen für rechte Netzwerke sind bzw. immer wieder durch Kontakte zu extrem rechten Strukturen und deren Akteuren auffallen. Über die Reserve können waffenbegeisterte Neonazis an Waffen kommen, im Verein schießen üben und als Mitglieder auch eigene Gäste mit zu den Schießübungen mitbringen. So bietet der Staat unfreiwillig eine Übungsstruktur für Rechtsextreme, die an ihrer Waffentauglichkeit feilen wollen. Im März 2018 stellte Martina Renner im Bundestag die Kleine Anfrage „Extrem rechte Vorfälle und Verdachtsfälle im 'Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V.'“ (VdRBw). Darin fragte sie auch „Beabsichtigt die Bundesregierung, den Reservistenverband anzuweisen, in noch zu prüfenden Verdachtsfällen den Zugang zu Waffen zu verwehren, und wenn nein, warum nicht?“. Die Anfrage und die Antwort darauf lesen Sie hier Immerhin erhält der VdRBw einen jährlichen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt (im vergangenen Jahr waren das über 18 Millionen Euro). Auch Patrick Sensburg, CDU-Bundestagsabgeordneter und Präsident des VdRBw, wies erst kürzlich darauf hin, dass sich der Verband zum großen Teil aus Steuermitteln finanziert. Trotzdem beruft sich die Bundesregierung darauf, „gegenüber dem VdRBw e. V. kein Weisungsrecht“ zu haben. Die Ankündigung des Verbandspräsidenten, jetzt „alle knapp 115.000 Mitglieder noch einmal angucken [zu] müssen“, ist zu begrüßen – sie kommt nur wieder einmal viel zu spät und reagiert lediglich auf öffentlichen Druck, statt selbst aktiv zu werden. Sollte der Reservistenverband wirklich den „Dienst an dieser Demokratie“ als seine Aufgabe ernstnehmen, braucht es neben dem konsequenten Rauswurf entsprechender Mitglieder offenbar auch eine kontinuierliche Sensibilisierung der Verbandsstrukturen im Umgang mit rechts. Der dringende Handlungsbedarf besteht schon lange, wie die folgende unvollständige Auflistung von Fällen seit 1993 belegt. (...) Unter den Spendern für den Kopf der „Identitären Bewegung“ (IB) in Österreich, Martin Sellner, befindet sich im Frühjahr 2018 auch Prof. Markus K. von der TH Ulm. Als Mitglied der „Anti-Antifa-Gruppe Volkswille“ war er 1993 wegen eines Sprengstoffvergehens verurteilt worden. Er war Mitglied der Burschenschaft Libertas Brünn, der NPD Aachen und Funktionär der Reservistenkameradschaft Ulm.

https://twitter.com/chronik_ulm/status/1423518115699306498

#Terrorprozess #GruppeS.: Weiterer Angeklagter frei

Beim letzten Prozesstag gegen die rechte sogenannte Terrorgruppe S. vor der Sommerpause gab es eine Überraschung. Das Gericht hatte den Haftbefehl gegen einen Angeklagten außer Vollzug gesetzt. Michael B. aus Kirchheim/Teck in Baden-Württemberg war der einzige Angeklagte, der nicht beim Treffen der mutmaßlichen Terrorgruppe im Februar 2020 in Minden dabei war. Das ist vermutlich der Grund, warum er jetzt auf freien Fuß kam. Angeklagt ist er, weil er engen Kontakt zum mutmaßlichen Kopf der rechtsextremen Gruppe, Werner S., hatte und mehrfach zugesagt hatte, die Gruppe zu unterstützen. Das belegen abgehörte Telefongespräche. Mindener gilt nicht mehr als Mitglied der Gruppe Für die Angeklagten scheint sich die Lage insgesamt verbessert zu haben. Das Gericht geht inzwischen davon aus, dass eine Gruppe erst im Februar 2020 bei besagtem Mindener Treffen gegründet wurde – und nicht, wie in der Anklage formuliert – im September 2019.
Auch Markus K. aus Minden darf inzwischen auf ein eher mildes Urteil hoffen: Er wird nicht mehr als Mitglied der Gruppe, sondern als Unterstützer eingestuft. Anders sieht es für Thomas N. aus Minden aus: er fiel in der ersten Prozessphase vor allem dadurch auf, dass er dem mitangeklagten Polizeiinformanten Paul U. lautstark Gewalt angedrohte. U. gilt in der Gruppe als der Verräter – er hatte ein halbes Jahr lang der Polizei Interna über das Geschehen und die Kommunikation in der Gruppe weiter geleitet.

wie wdr: Terrorprozess Gruppe S.: Weiterer Angeklagter frei

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