Seit Jahren werden Drohmails mit rassistischem und rechtsextremen Inhalt vom anonymen Absender “NSU 2.0” verschickt. Warum konnte der Täter bislang nicht gefasst werden? Zwischenzeitlich war es still geworden. Über mehrere Wochen hinweg, im Spätsommer und Herbst vergangenen Jahres, tauchte plötzlich keine Drohmail von “NSU 2.0” mehr auf. Die Ermittler rätselten: Was war los? Ist der Schreiber vielleicht im Sommerurlaub – oder gar an Corona erkrankt? Zuvor waren zahlreiche E-Mails verschickt worden, alle mit ähnlichem Inhalt: Voller Hass und Hetze, mit rassistischen Beleidigungen und Morddrohungen. Oft enthielten sie persönliche Daten wie Wohnanschriften. Die Adressaten waren vor allem Frauen, darunter linke Politikerinnen, Künstlerinnen, Aktivistinnen und Journalistinnen.Rund 100 solcher E-Mails, Faxe und SMS hat der unbekannte Verfasser “NSU 2.0” in den vergangenen Jahren verschickt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main führt dazu ein Verfahren, im hessischen Landeskriminalamt (LKA) gibt es eine eigene Ermittlungseinheit, die AG 211, zudem wurde ein Sondermittler eingesetzt. Noch immer arbeiten rund 20 Beamte an dem Fall, sie gingen zuletzt einer Vielzahl von Spuren und Hinweisen nach. Die hessischen Ermittler haben all ihre Spuren und Ansätze in einem Schaubild zusammengetragen, um nicht den Überblick zu verlieren. Darauf zu sehen sind viele bunte Pfeile, Namen und Bilder. In der Mitte der gesuchte Täter, illustriert durch einen schwarzen Totenkopf auf gelbem Grund. Es wurden linguistische Gutachten erstellt und Profiler beauftragt, viele Hypothesen erstellt und wieder verworfen. Der Drohmail-Schreiber nutzt eine anonyme E-Mail-Adresse beim russischen Anbieter Yandex. Um mehr darüber zu erfahren, wurden Rechtshilfeersuchen an ausländische Behörden gestellt. (…) Nach einer kurzen Pause tauchten Anfang Dezember vergangenen Jahres neue Drohschreiben auf, die die Ermittler dem Absender zuordnen. Ende Januar dann erhielt auch die Walter-Lübcke-Gesamtschule im hessischen Wolfhagen, benannt nach dem Kasseler Regierungspräsidenten, der 2019 von einem Rechtsextremisten ermordet worden war, eine E-Mail von “NSU 2.0”. Es war nur einen Tag, nachdem Lübckes Mörder vom Frankfurter Oberlandesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Es folgten weitere E-Mails an Gerichte in Norddeutschland, an die “Jüdische Allgemeine” und zuletzt am vergangenen Wochenende wieder an Politikerinnen
via tagesschau Rechtsextreme Drohmails – Die lange Jagd nach “NSU 2.0”