Rechts wischen – WHITE DATE IST DIE SINGLEBÖRSE FÜR RECHTSEXTREME ROMANTIKERINNEN

Das Datingportal „White Date“ ist eine Plattform für rassistische Romantikerinnen. Die sollen sich vereinen, denn die westliche Gesellschaft führe Kriege gegen „Weiße“. Die einzige Antwort: möglichst viele „weiße“ Kinder. Das Problem: es gibt kaum Frauen auf der Seite. Rechtsextreme Romantiker*innen haben es nicht leicht: Der „große Austausch“ schreitet voran, Frauen emanzipieren sich vom Patriarchat und Volksverhetzung finden viele in der Dating-Szene einfach nicht sexy. Kurzum: White Supremacy ist abtörnend. Ein Problem für die vermeintliche Herrenrasse. Denn auch Neonazis suchen nach der großen Liebe, wie auch Adolf seine geliebte Eva an seiner Seite hatte, und auch Goebbels Familienmensch war, zumindest bevor er seine Kinder vergiften ließ. Rechts zu wischen in einer linksgrünversifften Mehrheitsgesellschaft birgt allerdings für Rechtsextreme Risiken: Spätestens, wenn die meisten Tinderdates schwarz-weiß-rote Bettwäsche sehen, werden sie wieder umdrehen und womöglich die örtliche Antifa informieren. Konfrontiert mit dieser verheerenden Situation sah Liv Heide nicht nur ein Problem, sie sah eine Marktlücke. 2017 gründete die deutsche Projektmanagerin mithilfe ihres beruflichen Knowhows aus dem Onlinebereich das Datingportal „White Date“ – eine Singlebörse für „Weiße“, die Plattform spricht aber lieber von „Europiden“, einer „rassentheoretischen“ Bezeichnung für „weiße“ Europäer*innen. Erst 2016 sei Heide überhaupt auf den Begriff „weißer Genozid“ gestoßen, ganz „zufällig“ in einem Video der US-amerikanischen „Alt Right“, wie sie im Dezember 2020 im Gespräch mit dem rechten YouTuber „Der Vagrant“ erzählt. Sie sei dann neugierig gewesen, habe zum Thema weiter recherchiert. Mittlerweile glaubt Heide zu wissen, dass es einen rassistischen Krieg gegen „Weiße“ gebe, der von den großen Internetkonzernen gesteuert sei. Dabei würde  die westliche Gesellschaft Frauen vermännlichen und Männer verweiblichen. Und das mache die Gründung einer „stabilen Familie mit zahlreichen Kindern“ so gut wie unmöglich. Ein Problem für die Zukunft der „weißen Rasse“, so Heide. In einem Artikel, den Heide für die „White Supremacy“-Zeitschrift American Renaissance schrieb, fallen Begriffe wie „weißes Überleben“, „rezessive Gene“ und „Krieg gegen unser Volk“. Heides Fazit: „Weiße“ würden nur „Weiße“ daten wollen. Und so kam „White Date“ in die Welt. Das heißt allerdings nicht, dass Heide selber nur Glück in Sachen Liebe hat, im Gegenteil: Sie sei von ihrem nun Ex-Mann betrogen worden, einem französischen Juden. Das habe ihre Augen geöffnet, was die „jüdische Frage“ angehe, erzählt sie lässig im Gespräch. (…) „White Date“ konnte inzwischen rund 6.000 liebessuchende weiße Suprematistinnen anlocken. Dabei ist die Gender-Balance etwas schief: Die Plattform zählt nur 468 Frauen, also kommen knapp 13 einsame Männer auf jede Frau. Auf der funktionalen Ebene ist das Datingportal alles andere als bahnbrechend: Die wenig innovative Webseite besteht aus einer einfachen Datenbank mit Suchoptionen, mehr nicht. So können Nutzerinnen die große Liebe lediglich nach Ort, Sprache, Abstammung, Haare, Augenfarbe, Körpertyp, Familienstand und Spiritualität finden. Die letzte Kategorie beschränkt sich allerdings nur auf christliche Denominationen und Heidentum, wie beispielsweise den neofaschistischen Wotanismus. Für diese Recherche wurden zwei klischeehafte Profile angelegt: Stan, der schwule Patriot aus New York auf der Suche nach seinem eigenen „Proud Boy“, und Beate, eine selbsternannte patriotische Prinzessin, die einen starken Mann braucht, einen Beschützer, der sie versorgen kann. Bevor das Flirten beginnen kann, muss allerdings jeder neue Account bestätigt werden – und das macht Gründerin Liv Heide höchstpersönlich anhand des Biographie-Textes und der Angaben zum ethnischen Hintergrund. Stan scheitert bereits an dieser Hürde, sein Konto wird ohne Begründung sofort von der Seite wieder gelöscht. Dass auf „White Date“ kein Platz für homosexuelle Liebe ist, bestätigt Gründerin Liv Heide sogar ausdrücklich im Gespräch mit dem YouTuber „Der Vagrant“. Für Beate kann das Flirten aber beginnen: mit Männern wie „Inndawoods“, einem 34-jährigen Ex-Soldaten aus dem US-amerikanischen Oregon, der damit angeben will, dass er bereits in sieben „fremden“ Ländern war. Beate könnte er gut versorgen: Er habe reichlich Konservendosen und militärische Fertiggerichte, um die „Coronapoclyse“ (sic) zu überstehen. Oder es gibt „WhiteKnight2316“, einen 29-jährigen blauäugigen Glatzen-Träger aus Hamburg, dessen politische Orientierung als „pro-white, fully redpilled“ angegeben wird. Oder „Keystone88“, ein 29-jähriger Nationalsozialist aus Texas, der Black Metal und verregnete Tage liebt, eine Zukunft für „weiße Kinder“ sichern will und die „JQ versteht“ – also die Jewish Question. Oder auch „Martin_83“ aus Graz, der eine nationalsozialistische Frau mit germanischen Wurzeln sucht und mindestens vier Kinder will. Leider kann Beate diesen guten Partien keine Nachricht schicken, ohne ihr Konto zu upgraden. 23 Euro für drei Monate kostet eine normale Mitgliedschaft, ein ganzes Jahr beträgt 48 Euro. Beate muss also warten, bis die Männer den ersten Move machen. Das passt vermutlich sowieso besser zu den Gendervorstellungen des Zielpublikums. Wer sind also Beates Konkurrentinnen für diese heißbegehrten Singles? Sie sind Frauen wie „Lydia“ aus London, eine 21-jährige Nationalistin und Alt-Right-Fan, die glaubt, die Rolle der Frau besteht alleine darin, sich um den Haushalt zu kümmern und ihrer Familie „zu dienen“. Oder „EvieBrown88“ aus South Carolina, die den „jüdischen Marxismus“ vehement ablehnt, an den „14 Words“ fest glaubt und einen Mann sucht, der das ebenfalls tut. Oder auch „BlueEyes_RainySkies“, die zu Hause in „Commiefornia“ keine Gleichgesinnten auf dem Liebesmarkt findet. Immer die konservativere Person in einer Beziehung zu sein, sei ihr zu anstrengend, deshalb sucht sie auf „White Date“ einen Mann, mit dem sie eine christliche Familie gründen kann, die ihre Herkunft zu zelebrieren weiß.

via belltower: Rechts wischen – WHITE DATE IST DIE SINGLEBÖRSE FÜR RECHTSEXTREME ROMANTIKERINNEN

archive is 4xRRh

Eklat im #Landtag: #AfD wegen Youtube-Video unter Beschuss – #Lügenafd

Die AfD hat aus einer Landtagsdebatte über Corona Passagen zusammengeschnitten und auf Youtube veröffentlicht. Darin sind Aussagen von Gabi Schmidt von den Freien Wählern enthalten. Nun wirft Schmidt der AfD vor, ihren Beitrag verfälscht zu haben. Völlig unerwartet hat die heutige Landtagsdebatte zu den Corona-Maßnahmen begonnen: In einer persönlichen Erklärung warf die Abgeordnete Gabi Schmidt von den Freien Wählern der AfD vor, ihren Redebeitrag für einen Youtube-Film verfälscht und manipuliert zu haben. “Was sich die AfD erlaubt hat, ist stillos”, erregt sich Schmidt. In einer persönlichen Erklärung zu Beginn der Landtags-Sitzung beklagt die Abgeordnete, dass ihre Zwischenbemerkung auf eine Rede des AfD-Fraktionschefs Ingo Hahn für einen Online-Film “zusammengestückelt, verfälscht und manipuliert“ worden sei. (…) Schmidt attackiert die AfD dafür mit scharfen Worten. Sie verstehe nicht, wie eine Landtagsfraktion Reden verändern und verfälschen könne: “Sie bezeichnen Presse als Lügenpresse, Staatsmedien, Systempresse. Ich habe noch nie in den ganzen Jahren so etwas Zusammengestückeltes gesehen. Das macht außer ihnen niemand. Schämen Sie sich.” Zudem beklagt Schmidt, dass unter dem Video Diffamierungen und sexuelle Belästigungen unkommentiert zu lesen seien. “Sie werden damit nicht ungestraft davonkommen“, so die Abgeordnete der Freien Wähler.

via br24: Eklat im Landtag: AfD wegen Youtube-Video unter Beschuss

Polizei Düsseldorf findet Gaspistole und Armbrust bei mutmaßlichem Reichsbürger

Mit Unterstützung von Spezialeinsatzkräften hat die Düsseldorfer Polizei am Freitag in Meerbusch die Wohnung eines 32-jährigen Manns durchsucht, den die Ermittler der Reichsbürger- und Coronaleugnerszene zurechnen. Dabei wurde “entsprechendes Beweismaterial” gefunden, wie die Polizei in Düsseldorf mitteilte. Scharfe Schusswaffen wurden demnach nicht entdeckt, jedoch eine Gaspistole, eine Armbrust sowie diverse NS-Devotionalien. Der Beschuldigte erlitt bei dem Zugriff leichte Verletzungen und befindet sich seit Abschluss der Durchsuchung wieder auf freiem Fuß.

via yahoo: Polizei Düsseldorf findet Gaspistole und Armbrust bei mutmaßlichem Reichsbürger

#Querdenken: #FakeNews aus dem Norden – Über einen querdenkenden #Nordkurier

Fake News und Hofberichterstattung für die Querdenken-Bewegung: über den »Nordkurier« hatte es in den letzten Wochen einiges an Aufregung gegeben. Die Tageszeitung im Bereich Mecklenburg-Vorpommern und dem Norden Brandenburgs leistet sich eine »Textchefin«, die im Blatt verschwörungsideologisches Powerposting betreibt. Aktueller Höhepunkt: ein geheimes Schreiben des Bundeskriminalamts (BKA) aus dem Herbst, aus dem höchst eigenwillig zitiert wurde, um dem BKA die eigene verquere Realitätsauffassung unterzujubeln. »Linke Gegner das Gefährlichste an Querdenken-Demos«, hieß es im Blatt. Weil sich mittlerweile auch journalistische Kolleg*innen um das Abdriften der Zeitung sorgen, wittert man dort bereits die nächste Episode einer »Cancel Culture«. Chefredakteur Jürgen Mladek stellte sich demonstrativ vor seine irrlichternde Kollegin – und ließ durchblicken, dass beim Nordkurier der Fisch vom Kopfe her schwurbelt. In dem BKA-Schreiben von Ende November steht, dass gewaltbereite Antifaschist*innen Teilnehmende von Querdenken-Kundgebungen angreifen könnten, und zwar »neben tatsächlichen ›Rechten‹ auch Personen«, die »irrtümlicherweise« für Nazis gehalten würden. Das interpretierte Simone Schamann im »Nordkurier« wie folgt: »Mit anderen Worten: Eines der größten Risiken auf Querdenken-Demos ist, dass ganz normale Bürger von Linksradikalen angegriffen werden – weil diese sie für Nazis halten.« Dabei wird an anderer Stelle, die Schamann nicht zitiert, vor der voranschreitenden Radikalisierung von Einzelpersonen und Kleinstgruppen der Querdenken-Bewegung genauso gewarnt wie vor der dokumentierten Teilnahme und der Mobilisierung aus dem rechtsextremen Spektrum, Gewaltvorfällen oder der Verharmlosungen des Holocaust. Schamann jedoch behauptet, das interne Schreiben lasse »das Rechts-Narrativ um die Bewegung jetzt also kollabieren«. Sie suggeriert, auch das BKA sei der Auffassung, in Wahrheit hätten Linke hinter den Ausschreitungen bei einer Querdenken-Demo im November in Leipzig gesorgt. Dabei war die Berichterstattung über die Angriffe von Neonazis damals mit eindeutigen Videobelegen untermauert. Anders formuliert: Nur wer die Realität aus politischen Gründen umdeuten möchte, kann auf die Idee kommen, in Leipzig hätten Linke und nicht Querdenker selbst Ausschreitungen angezettelt. Das BKA-Schreiben will Schamann übrigens über eine »Whistle-Blower-Seite« bezogen haben. Dabei handelt es sich bei der Website von Mutigmacher e.V. bloß um eine von unzähligen Schwurbel-Websites aus dem Internet. Den Anschein von Relevanz erzeugen die »Whistle Blower« auch hier durch Interviewformate mit bestehenden Medienprojekten. Die »Mutigmacher« waren genauso bei Verschwörungsguru Ken Jebsen zu Gast wie bei Exomagazin.tv, eine Nachrichtenseite, die über die außerirdische Präsenz auf der Erde aufklärt. In anderen Beiträgen werden Tipps zur Umgehung des Maskenzwangs oder wirre Schreiben an Angela Merkel veröffentlicht – kurzum: hier werden die bekannten Meinungsäußerungen, die auf der Grenze zum Realitätsverlust tänzeln, zum Whistleblowing aufgeblasen.

via nd: Querdenken: Fake News aus dem Norden – Über einen querdenkenden Nordkurier

SPIEGEL-Umfrage unter Parlamentarierinnen – Frauenfeindlichkeit im ­Bundestag durch AfD gestiegen

Viele weibliche Bundestagsabgeordnete erleben Tag für Tag Frauenfeindlichkeit – auch innerhalb des Parlaments. Eine SPIEGEL-Umfrage zeigt: Eine besondere Quelle der Anfeindungen ist die AfD. Viele Parlamentarierinnen des Bundestags erleben alltäglich Frauenfeindlichkeit. Das zeigt eine SPIEGEL-Umfrage unter allen 222 weiblichen Bundestagsabgeordneten. Sie wurden gefragt, ob und wie sie Frauenfeindlichkeit erleben, wie sie die gesellschaftliche Situation einschätzen und ob sie Handlungsbedarf sehen. 64 Abgeordnete, also ein gutes Viertel, haben Fragen beantwortet. Sie stammen aus allen Fraktionen, nur AfD-Frauen antworteten nicht.
69 Prozent der Politikerinnen sagen, sie erlebten »frauenfeindlichen Hass als Bundestagsabgeordnete«. 64 Prozent bekommen entsprechende Nachrichten, meist online, einige aber auch per Post. 36 Prozent haben »Angriffe auf sich, ihre Büros oder ihren Wohnsitz« erlebt. Genau die Hälfte, 50 Prozent, musste die Bundestagsverwaltung oder die Polizei einschalten. Fast ein Drittel, 30 Prozent, erhöhte die Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen. Auch innerhalb des Bundestags herrscht der Umfrage zufolge bisweilen eine frauenfeindliche Atmosphäre. Dafür sorgt nach Ansicht der Parlamentarierinnen im Bundestag vor allem die AfD: Die meisten Befragten verweisen in ihren Antworten ausdrücklich auf die Rechtsaußen-Fraktion als Quelle von Anfeindungen

via spiegel: SPIEGEL-Umfrage unter Parlamentarierinnen – Frauenfeindlichkeit im ­Bundestag durch AfD gestiegen

siehe auch: Abgeordnete machen AfD verantwortlich – Hass, Sexismus, Drohungen – Alltag für Frauen im Bundestag. „Geh doch zurück an den Herd“, zählt einer Umfrage zufolge zu den harmloseren Anfeindungen weiblicher Abgeordneter. Migrantinnen sind besonders betroffen. (…) Die meisten Frauen verwiesen bei der zunehmend frauenfeindlichen Atmosphäre im Parlament auf die AfD, so das Magazin. Wenn eine Frau rede, werde der Lärmpegel höher, es werde gequatscht, laut und derb dazwischengerufen, so eine Beobachtung der Betroffenen. Die weibliche Sitzungsleitung werde nicht begrüßt, Parlamentarierinnen würden ungefragt geduzt. Im Plenum und selbst in den kleineren Ausschüssen habe Sexismus und Antifeminismus eine neue Qualität erreicht, seit die extrem Rechten im Bundestag vertreten seien.

Täglich mindestens sechs Angriffe von #Judenhassern – Höchststand antisemitischer #Kriminalität seit 20 Jahren – #terror

Vergangenes Jahr gab es 2275 antisemitische Straftaten – soviel wie seit 2001 nicht. Der Zentralrat der Juden sieht Corona-Leugner-Demos als Treiber. Die Polizei hat 2020 so viele judenfeindliche Angriffe festgestellt wie nie zuvor seit 2001. Für das vergangene Jahr seien “bisher insgesamt 2275 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund gemeldet” worden, berichtet die Bundesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und ihrer Fraktion. Das Papier liegt dem Tagesspiegel vor. Bei 55 Delikten handelte es sich um Gewalttaten. Die Polizei konnte 1367 Tatverdächtige ermitteln. Festgenommen wurden jedoch nur fünf Personen, Haftbefehle gab es keine. Die Zahl der Straftaten wird wahrscheinlich noch steigen, da die Polizei erfahrungsgemäß noch Delikte aus dem Vorjahr nachmeldet. Aber auch jetzt schon ist deutlich, dass sogar der traurige Rekord von 2019 übertroffen wurde. Damals hatte die Polizei in ihrer endgültigen Bilanz 2032 antisemitische Straftaten gemeldet. Im vergangenen Jahr nahm judenfeindliche Kriminalität nun um noch mindestens elf Prozent zu. Die Polizei registrierte im Durchschnitt pro Tag sechs antisemitische Delikte. Die bislang gezählten 2275 Straftaten sind die höchste Marke, seit die Polizei 2001 das Erfassungssystem “Politisch Motivierte Kriminalität (PMK)” einführte. (…) Die Zunahme judenfeindlicher Angriffe verläuft parallel zu einer weiteren dramatischen Entwicklung. Anfang Februar berichtete die Bundesregierung von einem Anstieg der Kriminalität von Neonazis und anderen Rechten. Die Polizei hat 2020 nach bisherigen Erkenntnissen mehr als 23.000 einschlägige Straftaten festgestellt. Das ist der zweithöchste Stand seit 2001. Die Zahl ist Angaben der Regierung zu weiteren Anfragen von Petra Pau zu entnehmen. Vermutlich wird bei den rechten Straftaten mit den noch zu erwartenden Nachmeldungen der Polizei ebenfalls der höchste Stand seit 2001 erreicht.

via tagesspiegel: Täglich mindestens sechs Angriffe von Judenhassern – Höchststand antisemitischer Kriminalität seit 20 Jahren

holocaust memorial
Photo by Pixabay on Pexels.com

#Rassismus in der #Polizei: „Die Dunkelziffer ist viel höher“

Oliver von Dobrowolski ist Polizist – und geht öffentlich mit den Missständen in seiner Institution um. Ein Gespräch über Rassismus in Polizeistrukturen, Korpsgeist, eine mangelnde Fehlerkultur, das Verhältnis von Polizei und Justiz in Deutschland und darüber, wie die deutsche Polizei reformiert werden könnte. Die Debatte um Sicherheit in der offenen und vielfältigen Gesellschaft angesichts zunehmender Bedrohung von rechts vertiefen wir am 18. Februar in einer Online-Diskussion. Die Liste an rassistischen Ereignissen bei der Polizei ist allein in den vergangenen zwei Jahren lang. Polizisten schickten Drohbriefe an die Anwältin eines NSU-Opfers, unterzeichnet mit „NSU 2.0.“ Beamte trugen verfassungsfeindliche Symbole auf Demonstrationen und riefen rassistische Parolen in ihrer Freizeit. Sächsische Polizisten verwendeten den Namen des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt in einem Dienstplan. In Mecklenburg hortete ein Polizist für die Prepper-Gruppe “Nordkreuz” Munition und Waffen, inklusive Listen mit den Namen von Politiker:innen und Journalist:innen. Den rechtsextremen Verein Uniter leiteten Polizisten. Immer wieder fliegen Chatgruppen unter Polizist:innen auf, in denen rechtsextreme und rassistische Inhalte verbreitet werden. Das sind nur einige Beispiele. Alles Einzelfälle? Oliver von Dobrowolski: Nein. Wer halbwegs bei gesundem Verstand ist, muss angesichts der Vielzahl der Vorfälle erkennen, dass man nicht von Einzelfällen sprechen kann. Das Argument, dass es ja eine Viertel Millionen Polizistinnen und Polizisten in Deutschland gibt, ist sehr schwach. Wir reden ja nicht von einem beliebigen Beruf, sondern von Mitarbeitenden einer Gruppe, die bewaffnet in Uniform rumlaufen und in Grundrechte von Bürgerinnen und Bürgern eingreifen können. Da ist es fatal, wenn Menschen so ein Mindset haben. Jeder Fall ist da einer zu viel. Hinzu kommt, dass Polizistinnen und Polizisten sehr gut wissen, wie Straftäter ihre Handlungen vor Ermittlungen verbergen können. Wenn man dann noch extremistisches Gedankengut hat, dann weiß man auch, wie man Dinge unerkannt machen kann. Worauf ich hinaus will: Wir müssen davon ausgehen, dass es eine monströs hohe Dunkelziffer gibt.
Warum ist das so? Ist die Berufsgruppe Polizei anfälliger für Rassismus und rechte Einstellungen? Da gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Zum einen zieht die Polizei genauso wie das Militär traditionell Menschen an, die auf Uniformen oder Waffen stehen, auf legitime Gewaltausübungen. Das sind eher Menschen, die konservativ gepolt sind. Auf der anderen Seite gibt es – und da darf man auch stolz drauf sein – in Deutschland eine ziemlich vorzügliche Ausbildung bei der Polizei. Nichtsdestotrotz muss man feststellen, dass Polizeianwärterinnen und -anwärter nach der Ausbildung in der Regel hochmotiviert und mit guten Vorsätzen in die Dienststellen kommen und dort von den Älteren erstmal ausgebremst werden. Da heißt es: ‚Jetzt siehst du mal, wie es wirklich auf der Straße zugeht und was du an der Hochschule gelernt hast, vergisst du mal ganz schnell‘. Es findet eine Art Vererbung von diesen Haltungen statt, die sich über Jahrzehnte hinweg in der deutschen Polizei gefestigt haben. Ein sehr wesentlicher Punkt ist auch, dass die Polizei natürlich berufsbedingt zumeist mit gesellschaftlichen Konfliktlagen zu tun hat und dadurch auch leicht Stereotype entstehen können. Vor allem dann, wenn es eine Überlastungsreaktion gibt, keine Nachbearbeitung stattfinden kann und auch Instrumente wie Supervisionen keinen Raum finden. Diese Überlastung führt dann auch verstärkt zu einem Freund/Feind-Denken und der Abschottung hin zu internen Gruppierungen. Das verselbständigt sich schnell.

via heimatkunde böll stiftung: Rassismus in der Polizei: „Die Dunkelziffer ist viel höher“