Der langjährige Neonazi-Anführer Christian Wenzel tritt bei der hessischen Kommunalwahl im Landkreis Kassel für die AfD an. Wenzel hatte Kontakte ins NSU-Umfeld. Die AfD stellt einen ehemaligen Neonazi-Anführer für die Kommunalwahl in Hessen auf. Christian Wenzel unterhielt in der Vergangenheit Kontakte zu Neonazis in Thüringen und zum rechtsradikalen Netzwerk „Blood and Honour“. Die AfD-Kandidatur von Christian Wenzel bei der Kommunalwahl in Hessen löst im Landtag Entsetzen aus. Die AfD im Landkreis Kassel hat einen langjährigen Kader der militanten Neonaziszene als Kandidaten für die Kreistagswahl am 14. März aufgestellt. Auf Platz 15 des Wahlvorschlags des AfD-Kreisverbands Kassel-Land steht Christian Wenzel aus dem nordhessischen Helsa. Der 1977 geborene Lokführer war um das Jahr 2000 Mitbegründer und Anführer der militanten „Kameradschaft Kassel“ und nahm an rechtsextremen Aufmärschen und Rechtsrock-Konzerten teil. Damals unterhielt Wenzel zudem intensive Kontakte zu Thüringer Neonazis und zum Netzwerk „Blood and Honour“, das zu den Unterstützern des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) gezählt wird und im Jahr 2000 verboten wurde.
Neonazi-Anführer tritt bei Kommunalwahl in Kassel für die AfD an Wegen seiner Vergangenheit in der gewaltbereiten Neonaziszene war Christian Wenzel im Juni 2017 sogar als Zeuge im Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtages zur NSU-Mordserie vernommen worden. Dort hatte Wenzel von seiner Zeit in der rechten Szene seit Ende der 1990er Jahre berichtet und eingeräumt, dass er „Supporter“ von Blood and Honour gewesen sei, also eine Art Anwärter auf eine Mitgliedschaft. „Einmal im Monat mindestens“ habe er sich mit Neonazis aus dem thüringischen Rudolstadt getroffen, sagte Wenzel. Rudolstadt war zu der Zeit eine der Hochburgen des „Thüringer Heimatschutzes“, aus dem später der NSU hervorging. (…) Eine besonders brisante Tatsache spielte bei Wenzels Befragung 2017 noch keine größere Rolle, nämlich die, dass er aus seiner Zeit als Anführer der „Kameradschaft Kassel“ auch gut mit Stephan Ernst bekannt ist, dem mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU). Die Bekanntschaft zwischen Wenzel und Ernst, der seit Juni 2019 in Haft ist, scheint dabei über die Jahre gehalten zu haben: Ernst hat selbst angegeben, er habe in seiner Zeit in der Untersuchungshaft einen Brief von Wenzel erhalten.
via fr: Hessen: Neonazi-Anführer kandidiert für AfD in Kassel
siehe auch: AfD wirft Neonazi aus Partei, der auf ihrer Wahlliste kandidiert. Auf der Liste der AfD für die Kommunalwahl im Kreis Kassel kandidiert ein bekannter Neonazi. Die Partei annulliert nun seine Mitgliedschaft. Von den rechtsextremen Aktivitäten habe man nichts gewusst. Christian Wenzel genießt eine gewisse Prominenz in der nordhessischen Neonazi-Szene: Er engagierte sich bis zum Verbot im Jahr 2000 beim rechtsextremen Netzwerk “Blood & Honour”, gründete die rechtsextreme “Kameradschaft Kassel” und pflegte Kontakte zur thüringischen Neonazi-Szene. Das alles ist im Bericht der Linken-Fraktion zum NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag nachzulesen, vor dem Wenzel als Zeuge aussagte. Dort bestätigte er auch, dass er nach wie vor einer rechten Ideologie anhänge. (…) Nun will Wenzel offenbar in die Kommunalpolitik einsteigen. Für die AfD kandidierte er auf Listenplatz 15 im Kreis Kassel, wie die Partei dem hr am Montag bestätigte. Zuerst hatte die Antifa in Kassel darüber berichtet. Die Partei ist nun in Aufruhr. Von den hinlänglich dokumentierten rechten Umtrieben Wenzels will die AfD bislang nichts gewusst haben. Davon habe man erst am Montagmittag erfahren, schreibt Landessprecher Klaus Herrmann in einer Mitteilung. Da “Blood & Honour” auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD stehe und Wenzel sein Engagement dort verschwiegen habe, annulliere die AfD nun dessen Mitgliedschaft.
“Wenzels Aktivitäten können niemandem verborgen geblieben sein”, sagt Hermann Schaus, innenpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion im Landtag und Obmann im Untersuchungsausschuss zum Mord an Walter Lübcke. Wenzel sei “nicht nur Mitläufer, sondern einschlägig vorbestrafter Anführer der ‘Kameradschaft Kassel’ gewesen”. Zudem habe er Stephan Ernst “im Gefängnis seine Unterstützung zugesichert”. Das Muster bei der AfD sei immer gleich: “Wenn etwas bekannt wird, das ihr bürgerliches Image beeinträchtigt, macht sie einen Rückzieher”, sagt Schaus. Dass Wenzel zuletzt nicht mehr durch rechte Aktivitäten aufgefallen sei, bedeute nicht, dass er aus der rechten Szene ausgestiegen sei, sagt Rechtsextremismus-Experte Tornau. Vielmehr sieht Tornau darin eine Parallele zu Stephan Ernst: Auch dieser habe sich in den vergangenen Jahren aus der aktiven rechten Szene zurückgezogen, aber nie von der rechten Ideologie distanziert. “Auch Ernst hat die Nähe zur AfD gesucht, war auf Stammtischen, hat Wahlkampf gemacht”, sagt Tornau. Der mutmaßliche Mord an Lübcke zeige, dass ein Rückzug kein Ausstieg sei. “Die Abgrenzung der AfD zu ihrem gerade frisch aufgestellten Mitglied Christian Wenzel gleicht einem Witz”, findet die Antifa in Kassel, die auf Wenzels Kandidatur aufmerksam gemacht hatte: “Welcher Geist muss in einer Partei herrschen, die mit Ernst einen Neonazi-Terroristen in den Wahlkampf und interne Veranstaltungen einbindet und seinen Freund und langjährigen Unterstützer Wenzel als Kandidaten zur Kommunalwahl aufstellt?” Die AfD sei bundesweit und kommunal “das Sammelbecken der Faschisten dieser Gesellschaft, das ändert auch keine Annulierung der Mitgliedschaft”.; Pressemitteilung: AfD Kreis Kassel stellt militanten Neonazi zur Wahl auf. Die lokale Kasseler Antifa Gruppe informiert, dass die „Alternative für Deutschland“ Kreis Kassel zur Kommunalwahl im März 2021 den langjährigen Kameradschafts-Neonazi Christian Wenzel, Weggefährte von Stephan Ernst, aufstellt. Christian Willi Wenzel, geboren 1977 in Hann Münden, bewegt sich seit Jahrzehnten in der Kasseler Neonaziszene. Er ist wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und Diebstahl vorbestraft. Seit Ende der 1990er-Jahre war er im militanten Rechtsrock-Netzwerk „Blood & Honour“ aktiv und besuchte regelmäßig Neonazi-Konzerte, Demonstrationen sowie Veranstaltungen. Anfang der 2000er Jahre trat er als Anführer der „Kameradschaft Kassel“ auf. Mit Neonazis der „Kameradschaft Kassel“ suchte Wenzel bei einer NPD-Kundgebung im Jahr 2002 vor dem Ladengeschäft des Neonazi-Unternehmers Werner Kahl die Auseinandersetzung mit Gegendemonstrant*innen. Teil der gewalttätigen Gruppe war auch Stephan Ernst. Mit Ernst hat Wenzel bis heute nicht gebrochen: Nach dessen Inhaftierung 2019 schrieb er einen Brief an Ernst, in dem er ihm seine Unterstützung zusicherte.