Kurz nach der Eröffnung des neuen Thor-Steinar-Geschäfts in Dortmund hat der Vermieter dem Betreiber des auch bei Neonazis beliebten Ladens gekündigt. Der will das nicht einfach hinnehmen. Der Vermieter des Gebäudes, in dem am Montag (27. Juli) ein neuer Laden der umstrittenen Bekleidungsmarke Thor Steinar eröffnet hat, hat dem Betreiber des Ladens im Brückstraßenviertel bereits wieder gekündigt. Der Besitzer bestätigte unserer Redaktion am Mittwoch entsprechende Medienberichte. Der Vermieter teilte unserer Redaktion mit, nicht gewusst zu haben, dass es sich bei Thor Steinar um eine Marke handelt, die mit der rechtsextremen Szene in Verbindung gebracht wird. Auf unsere Anfrage antwortete die zuständige Immobiliengesellschaft aus Düren insgesamt eher einsilbig. Der Besitzer wollte sich nicht dazu äußern, warum die Kündigung ausgesprochen wurde oder wie weitere Schritte aussehen könnten. Doch der Betreiber des Ladens will die Kündigung laut einem WDR-Bericht nicht hinnehmen. Er habe über einen Anwalt Widerspruch eingelegt. Der Fall wird also voraussichtlich vor Gericht entschieden werden müssen. Gegenüber unserer Redaktion wollte der Immobilienbesitzer den Widerspruch nicht kommentieren.
siehe auch: Dortmund: Vermieter kündigt dem Betreiber des neuen Thor-Steinar-Ladens. Der Vermieter hat dem Betreiber des neuen “Thor-Steinar”-Ladens in Dortmund gekündigt. Vor dem Geschäft war am Montag (27.07.2020) eine Dortmunder Antifaschistin angegriffen worden. Der Vermieter teilte dem WDR am Dienstag (28.07.2020) mit, dass er sich von dem Betreiber getäuscht fühlt. Er habe geglaubt, dass dort Funktionsbekleidung für Sportler angeboten werde. Dass es sich um eine bei Rechtsextremen beliebte Marke handelt, habe er nicht gewusst. Sofort habe er seinem neuen Mieter die Kündigung geschickt. Die will der Betreiber des Ladens aber nicht akzeptieren und hat über einen Anwalt Widerspruch eingelegt. Der Konflikt wird jetzt wohl auf eine gerichtliche Auseinandersetzung hinauslaufen.
Eigenbau-Waffen können eine Gefahr werden, wenn sie funktionieren. Der Halle-Attentäter verwendete ein fehlerhaftes Hybrid-Modell. 3D-Drucker erfreuen sich seit einigen Jahren unter Bastlern großer Beliebtheit. Ihre Funktionsweise unterscheidet sich im Grunde nicht sonderlich von einem Papierdrucker: Es wird eine Datei vom Computer ausgedruckt. Der Unterschied besteht in Form und Material des dreidimensionalen Endprodukts: Meistens wird Kunststoff wie Plastik in dünnen Schichten möglichst präzise aufgetragen, bis das Objekt entsteht. Die günstigsten 3D-Drucker sind bereits um 200 Euro im Verkauf. Ausdrucken kann man damit, was man will, solange man eine entsprechende Datei besitzt. So können Objekte für den Modellbau gedruckt werden – und theoretisch auch Schusswaffen. Dafür sind auf einschlägigen Seiten Baupläne kostenlos verfügbar. Gedruckt werden zahlreiche Einzelteile, die anschließend zusammengeschraubt werden. Besonders gefährlich ist, dass reine Plastikwaffen nicht von Metalldetektoren erkannt werden. Nur die Munition besteht weiterhin aus Metall. Nun warnt das europäische Polizeiamt Europol laut eines Spiegel-Berichts ausdrücklich vor der Gefahr durch solche Schusswaffen. Ist es wirklich möglich, selbst eine Waffe zu bauen? „Theoretisch ist alles machbar. In der Realität ist die Herstellung mit dem 3D-Drucker kompliziert und solange Science Fiction, bis man Metallteile ausdrucken kann“, sagt der Rechtsanwalt und Waffenexperte Harald Hauer im futurezone-Gespräch. Derzeit ist noch kein Metall-Druck für Heimanwender möglich. Plastik-Waffen sind meist nicht funktionsfähig. Auslöser der Europol-Warnung ist der Fall Stephan B., der vor wenigen Wochen in Halle einen Anschlag auf eine Synagoge verübte. Seine Waffen baute er selbst. Es wird vermutet, dass er auf die Baupläne des britischen Waffen-Aktivisten Philip Luty zurückgriff, die im Internet verfügbar sind. Eine Maschinenpistole war ein Hybridbau, sie bestand also aus Metallkomponenten und ausgedruckten Plastikteilen. Die von ihm hergestellten Waffen funktionierten nicht gut – aber gut genug. Ein erklärtes Ziel des Rechtsextremen war es laut Manifest, die Tauglichkeit der Eigenbau-Waffen zu demonstrieren. Das versuchte der Texaner Cody Wilson schon 2013. Er wollte die Baupläne für seine vollständig aus 3D-Drucken hergestellte Waffe „Liberator“ im Internet verkaufen. 2018 gaben US-Gerichte dafür kurzzeitig grünes Licht, doch ein Richter blockierte den Vorstoß. Allerdings waren die Pläne bereits in Umlauf und sind weiterhin im Darknet auffindbar.
Jeder Athener Taxifahrer weiß, wo er wohnt: direkt unterhalb der Akropolis, mit Blick auf den Parthenon von seiner Dachterrasse aus. Mikis Theodorakis ist eine Institution, nicht nur in Griechenland. Ein Komponist, der die Grenzen zwischen E-Musik und U-Musik niedergerissen hat und politisch immer für die Versöhnung verfeindeter Lager gekämpft hat. Am 29. Juli 2020 feiert Theodorakis seinen 95. Geburtstag. (…) Der Mann, der das musikalische Bild Griechenlands geprägt hat wie kein zweiter, wurde in seiner Heimat immer wieder verboten, verbannt, mit dem Tode bedroht. Denn Mikis Theodorakis ist ein überzeugter Linker – seit er als junger Mann während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen die deutschen Besatzer kämpft. Den griechischen Bürgerkrieg überlebt er nur knapp, er wird ins Konzentrationslager deportiert, gefoltert, lebendig begraben. Später, nach dem Militärputsch 1967, wird er erneut inhaftiert. Sogar auf das Hören seiner Lieder steht Gefängnis. Aber Theodorakis zerbricht nicht und lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Im Exil gibt er 500 Konzerte weltweit, um zum Sturz des Regimes aufzurufen. (…) Dass Theodorakis auch noch als 95-jähriger wie ein Volksheld umjubelt wird, dass das Wort des einstigen Parlamentsabgeordneten und sogar Ministers noch immer Gewicht hat, liegt nicht zuletzt an diesen Liedern, die von so unterschiedlichen Künstlerinnen wie Maria Farantouri, Milva und Jocelyn B. Smith gesungen wurden und inzwischen weltweit zum Volksgut zählen. Mit seinen Melodien ist Mikis Theodorakis schon zu Lebzeiten unsterblich geworden.
siehe auch: Der unberechenbare Volksheld wird 95. Er ist lebende Legende, Volksheld, eine Ikone der griechischen Kultur: Mikis Theodorakis. Heute wird er 95 Jahre alt. Theodorakis ist Komponist, Politiker, Schriftsteller – und vor allem ein Kämpfer für die Freiheit. Theodorakis hat selbst viel Gewalt, viel Unterdrückung erleiden müssen. Drei Mal war er in Lagerhaft, wurde gefoltert. Während des Zweiten Weltkriegs, als deutsche Nazi-Truppen Griechenland besetzten, schloss sich der junge Mikis Theodorakis den kommunistischen Widerstandskämpfern an. Er kam in Lagerhaft, war nach Kriegsende kurz frei, aber dann brach in Griechenland der Bürgerkrieg aus und die Machthaber steckten Theodorakis ins berüchtigte Folterlager auf der Gefangenen-Insel Makrónisos. Über diese Zeit sagte Mikis Theodorakis später einmal: “Wir wussten nicht, ob wir den nächsten Tag überleben würden. Wir hatten kein Wasser auf Makrónisos. Durst ist das Schlimmste. Es war sehr schwer. Musik zu schreiben, das war für mich der Ausweg.” Komponieren, das half ihm durchzuhalten, das half ihm zu überleben – und als er endlich frei war, studierte er in Paris Musik, komponierte große Symphonien. “Das war schon anstrengend”, sagte Theodorakis einmal in einem Interview: “Wenn mir das zu trocken und theoretisch wurde, habe ich zur Erholung wieder Volkslieder komponiert, und das machte mich wieder fit und aktiv für den politischen Kampf.” In 1967 übernehmen die Militärs die Macht in Griechenland. Sie verhaften Mikis Theodorakis und verbieten seine Lieder. Die aber werden zum Symbol des Widerstands gegen die Diktatur. Nur noch ausländische Sender wie die Deutsche Welle in Köln spielen die Musik, die vielen Griechen so viel bedeutet. Parlamentarier für Kommunisten und Konservative Wie ein Volksheld wird Mikis Theodorakis gefeiert, als er nach dem Ende der Militär-Diktatur nach Athen zurückkehrt. Und auch heute noch gilt: Wann immer seine Lieder in einer Taverne erklingen, sogleich singt der halbe Saal mit. Mikis Theodorakis: Komponist und Kämpfer; Patriot und Politiker, immer rastlos, immer streitbar. Er saß für die Kommunisten im Parlament und später für die Konservativen. Er wurde Minister und kämpfte für die Aussöhnung zwischen Griechen und Türken. Er geißelte die Sparpolitik der EU und trat zuletzt vor zwei Jahren bei einer Demonstration auf – gegen den Kompromiss im Namensstreit mit dem Nachbarland, dass nun offiziell “Nordmazedonien” heißt. Das Wort “Mazedonien” sei griechisch, das dürfe das Nachbarland nicht benutzen, meinte Theodorakis und ließ sich dafür von Nationalisten und Rechtsradikalen bejubeln.
Man könnte natürlich bei der Dimension dieses Delikts von einer Privatgeschichte sprechen, die bei einem Normalbürger gewiss keine öffentliche namentliche Berichterstattung ergeben hätte. Doch bei Kraus von Sande ist es anders, obwohl sich bei ihm der Wandel vom Funktionsträger zum Ex-Mitglied der AfD und einer Privatperson ergeben hat. Wenngleich sehr rasant: Im Februar 2019 hatte er die Ingolstädter Bürgermeisterpläne noch in einem Zeitungsinterview geäußert, keine zwei Monate später hatte er schon die Partei verlassen. Er sei aber noch im Umfeld der bayerischen AfD-Landtagsfraktion im Maximilianeum aktiv und berate auch fraktionslose Abgeordnete, wie er am Amtsgericht dem Vorsitzenden Peter Hufnagl sagte. Dass hier über den Prozess berichtet wird, hängt nun eben mit von Sandes Aussagen darin zusammen. Laut den Strafbefehlen gegen ihn hatte es in den Jahren 2017 und 2018 jeweils Kontrollen des Veterinäramtes des Landkreises Eichstätt, wo der Jurist im südlichen Bereich lebt(e), bei ihm zu Hause gegeben. Wie Richter Hufnagl vortrug, bemängelten die tierärztlichen Prüfer unter anderem den Zustand und die Größe der Hundezwinger. Aus diversen Annoncen habe das Amt zudem geschlossen, dass von Sande einen gewerblichen Hundehandel betreibe – und das ohne die entsprechende Genehmigung. Aus dem geschätzten gewerblichen Gewinn sowie der Ahndung der anderen Verstöße (unter anderem verweigerte er trotz einer gesetzlichen Mitwirkungspflicht eine weitere Kontrolle) summierte sich der Strafbefehl auf 4300 Euro.
Ein „Handbuch der öffentlichen Meinung“ soll rechte Kreise im Umgang mit der klassischen Tagespresse sowie Rundfunk- und Fernsehsendern schulen. Seit rund einem viertel Jahr kursiert ein Theoriepapier zum Medienumgang aus rechtspopulistischem Blickwinkel. Das 35-seitige „Handbuch der öffentlichen Meinung“ wird von einer „Agora-Initiative“ verantwortet, benannt nach dem historischen Marktplatz in Athen, und macht gerade die Runde innerhalb der Neuen Rechten und bei offenkundig leicht zu manipulierenden Corona-„Wutbürgern“. Es liest sich wie eine Bedienungsanleitung und kommt einem Gegenentwurf für eine Medienkompetenzschulung gleich. Im Duktus sind die Verantwortlichen auf Seriosität und vermeintliche Wissenschaftlichkeit bedacht, liefern quasi ein Konzept mit zahlreichen Quellenangaben, sprechen von politischer Bildung, stellen die Bundesrepublik aber auch als zentralistischen Top-Down-Staat dar. Die „Agora-Initiative“ ist ein Aufruf, sich von der klassischen Tageszeitung und von etablierten Rundfunk- und Fernsehsendern abzuwenden. Zum eigenen Credo heißt es nämlich: „Große Medienkonzerne verbreiten Narrative, die als unhinterfragbar dargestellt werden. Als souveräne Staatsbürger haben wir das Recht, (…) uns unabhängig von den zentralen Leitmedien zu informieren.“ Status Quo sei, dass der freie Meinungs- und Gedankenaustausch „durch einheitliche und einseitige Medienberichterstattung untergraben“ werde. Und außerdem wird ohne jeglichen Beleg behauptet, über 90 Prozent der Bevölkerung sind „abhängig von zentralen Medien, die ein pluralistisches Meinungsspektrum in weiten Teilen vermissen lassen“. „Desinformierte Öffentlichkeit“ und „gezielte Manipulation der öffentlichen Meinung“ sind weitere Formulierungen, die als Tatsachen in den Raum gestellt werden. Fehlende Transparenz wird zwar angeprangert, aber die Namen eines oder mehrerer Autoren der „Agora“-Thesen sucht man vergebens. Auf Seite 6 des Handbuches wird etwa über angeblich positive Etikettierungsbegriffe „aufgeklärt“, dann an dieser Stelle das Beispiel „Vielfalt“ eingebracht und behauptet, dass „,Vielfalt‘ keinesfalls notwendigerweise eine Bereicherung darstellt. In den Staaten mit einer großen Vielfalt wie den USA oder Südafrika gibt es große Probleme mit Konflikten und Spannungen zwischen den verschiedenen dort lebenden ethnischen und religiösen Gruppen, während Gebiete mit geringer Vielfalt wie Japan, Polen und Finnland keine derartigen inneren Zerwürfnisse aufweisen.“ An diese Argumentation unmittelbar anschließend fügt man den Satz „40,6 % der Kinder unter fünf Jahren haben in Deutschland bereits einen Migrationshintergrund“ hinzu. Diesen stellt man in einen Zusammenhang, der Angst einflößen soll, um eine destabilisierende Stimmung zu erzeugen. Dazu heißt es dann in Zeigefingermanier zum Begriff „Vielfalt“, dass „die ethnische und religiöse Inhomogenität“ als „unhinterfragbar und bedingungslos gut dargestellt“ werde, „obwohl bei objektiver Betrachtung ein ganz anderes Bild entstehen würde.“ Also: Objektivität, die die Verfasser anderen absprechen, nehmen sie für sich („bei objektiver Betrachtung“) in Anspruch. Aufgegriffen wird das thematische Beispiel auf Seite 15, wenn unterstellt wird, in Deutschland gebe es eine Schwarz-Weiß-Logik in der Migrationsdebatte: „Entweder man ist für die Politik des Multikulturalismus und der unbegrenzten Masseneinwanderung oder man ist ein Ausländerfeind und ein Hassmensch.“
Mit der Initiative „Zusammenrücken in Mitteldeutschland“ verfolgen rechtsextreme Kreise Pläne für die gezielte Ansiedelung gleichgesinnter Personen in den neuen Bundesländern. Die Werbetrommel dafür wird auch von der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ gerührt. Ein heiß diskutiertes Thema in der rechten Szene sind eigene Siedlungsprojekte, die gezielt in den neuen Bundesländern, im rechtsextremen Sprachjargon also „Mitteldeutschland“, verfolgt werden. Dazu gehört unter dem Namen Initiative „Zusammenrücken in Mitteldeutschland“ auch der Aufruf für einen Wegzug aus den alten Bundesländern. Was extreme Rechte aus unterschiedlichster Verankerung, unter anderem aus der braunen Splitterpartei „Der III. Weg,“ schon vor Monaten angeschoben haben, ist plötzlich in aller Munde: Die gezielte Ansiedlung gleichgesinnter Personen samt Schaffen und Ausleben eigener Infrastrukturen und Netzwerke, also die klassische Neonazi-WG in vergrößertem Maßstab mit Familien und beruflichen Ausrichtungen. Mit dem Gedanken einer real gelebten und nicht nur propagierten Volksgemeinschaft können sich sowohl völkische Gruppierungen wie Personen aus der Neuen Rechten anfreunden. In ländlichen Räumen haben solche Zusammenschlüsse durchaus Konjunktur, in (mittel-) großen Städten tun sie sich dagegen weitaus schwerer wie das Beispiel Halle (Saale) zeigt, wo die „Identitäre Bewegung“ mit ihrem Immobilienprojekt „Haus Flamberg“ vor allem durch zivilgesellschaftlichen Widerstand gescheitert ist. Nach und nach wurde in Podcast-Sendungen des Rechtsrock-Musikers Frank Kraemer („Stahlgewitter“), des bayerischen Rechtsextremisten Patrick Schröder mit seinem Medienprojekt FSN und in einer Sendung beim „III. Weg“ die Werbetrommel für „Zusammenrücken in Mitteldeutschland“ gerührt. Gesprochen wurde dabei aber auch über die Ablehnung aus neonazistischen Kreisen in den alten Bundesländern, die es nicht als richtig empfinden, wenn ihre Aktivposten zur Abwanderung aufgefordert werden, was einer Kapitulation eigener Interessen in personeller und inhaltlicher Hinsicht gleichkommen würde.
Mindestens 500.000 Teilnehmer erwarten die Veranstalter bei einem Protest im Tiergarten am Samstag. Wenn weniger kommen? Dann ist Merkel schuld. Sie erwarten mindestens 500.000 Menschen. Angeblich stehen bis zu 3000 Busse bereit, um die Demonstranten am Sonnabend nach Berlin zu bringen. Es wäre der größte Protest seit Jahren. Sollten am Ende doch weniger Teilnehmer erscheinen, ist die Ausrede schon parat: Unter den Anhängern kursiert das Gerücht, Angela Merkel werde sämtliche Bahngleise und Zufahrtsstraßen nach Berlin sperren lassen, um Demonstranten von der Anreise abzuhalten. Es ist eine diffuse Mischung aus Verschwörungsideologen, Virusleugnern, rechtsoffenen Esoterikern und Rechtsextremen, die sich für diesen Sonnabend angekündigt hat. Sie wollen einen „Tag der Freiheit“ feiern und gleichzeitig das „Ende der Pandemie“ verkünden, auch wenn die Infektionszahlen wieder deutlich steigen. Aufgerufen hat die Stuttgarter Initiative „Querdenken 711“. Deren Pressesprecher Stephan Bergmann stellte bereits klar, was er von den aktuellen Sicherheitsregeln hält: Corona sei ein „Fake-Virus“, erlogen von „Fake-Wissenschaftlern“. Die Regierung wolle keine Menschenleben schützen, sondern den Kommunismus einführen. Bergmann sagt: „Scheiß auf das Abstandsgebot!“ Offiziell heißt es, rechtes Gedankengut habe in dieser Bewegung keinen Platz. Doch schon die Besetzung des Bühnenprogramms widerspricht dem. Auftreten soll etwa der Autor Thorsten Schulte. Vergangenen Monat war Schulte noch Redner bei Pegida, warnte dort vor einem multikulturellen Europa und vor Masseneinwanderung unter jüdischem Einfluss. Daneben sind Auftritte des Verschwörungsideologen Heiko Schrang und des Rappers Kevin Mohr vorgesehen. Letzterer behauptet, die Bevölkerung werde gezielt durch Chemtrails – so bezeichnen Verschwörungstheoretiker Kondensstreifen hinter Flugzeugen – vergiftet, um die Menschheit zu dezimieren.