Unmittelbar nach der Selbstauflösung der rechtsterroristischen „Atomwaffen Division” (AWD) in den USA im März 2020 veröffentlichte die „Atomwaffendivision Deutschland“ (AWDD) eine Stellungnahme und ist weiterhin aktiv. Die Gruppierung verbreitet seitdem antisemitische und rassistische Beiträge online, in denen sie u. a. zum Mord an Juden und Muslimen aufruft. Nahezu identische Motive wurden in der Vergangenheit in mehreren deutschen Städten auf Flugblättern verbreitet. Anhänger des militanten Neonazi-Netzwerkes AWD sind seit 2015 für mindestens fünf Morde in den USA verantwortlich. Bereits Anfang 2018 gab der deutsche Ableger des Neonazi-Netzwerkes in einem Video seine Gründung bekannt. Seitdem tauchen in Deutschland auf Flugblättern, in Social Media und in E-Mails immer wieder Bezüge zur AWD auf.1 Auf dem am 18. März 2020 erstellten Telegram-Kanal veröffentlichte die AWDD unter anderem eine „deutsche Übersetzung des Atomwaffen Division Programmes” sowie zwei Tonaufnahmen in deutscher und englischer Sprache. In einer mittlerweile wieder gelöschten Audiodatei, die am 18. März 2020 mit dem Kommentar „offizielle[s] Statement der AWDD bezüglich der Auflösung der Amerikanischen Zellen“ veröffentlicht worden war, ist eine verzerrte Stimme zu hören, die auf Deutsch sagt: „Dies ist eine Nachricht von der Atomwaffendivision Deutschland. Wir sind sehr traurig darüber, dass unsere amerikanischen Kameraden gezwungen waren, ihre Zellen aufzulösen. Jedoch sind wir hier in Deutschland praktisch unberührt geblieben. Wir haben es geschafft, mehrere Leute für den kommenden Kampf zu rüsten und von den gierigen Händen des Systems zu befreien. Wir wollen damit fortfahren. Wir in Deutschland werden aktiv bleiben – bis zum bitteren Ende. Sieg Heil!”2 Das einen Tag später veröffentlichte zwölfseitige Dokument mit dem Titel „Atomwaffen Division Deutschland Programm“3 beinhaltet ideologische sowie strategische Überlegungen und nennt „Verhaltensregeln“, „Rekrutierungsanforderungen“ und nationalsozialistische „Pflichtlektüre“ wie etwa Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ oder James Masons Buch „Siege“. Inhaltlich weicht das Dokument gering vom ebenso im Telegram-Kanal veröffentlichten englischsprachigen Programm der US-amerikanischen AWD ab. Lediglich Angaben zur „Pflichtlektüre“ wurden durch deutsche nationalsozialistische Texte ergänzt. Mehrfach werden darin Juden als Feind benannt: „Wir befinden uns nicht nur in einem gefährlichen Kampf gegen die Juden, sondern auch gegen unser eigenes Volk.“ Wie zahlreiche rechtsterroristische Attentäter zuvor, verweist auch die AWDD auf die militanten Organisationsformen „einsame Wölfe“, „kleine Zellen“ und „führerlose Widerstandsaktivitäten“ verwiesen.
Abb. 1: Grafik mit Aufschrift “6 Millionen Juden? Ist das eine Herausforderung? Der Holocaust ist nicht passiert, aber hätte passieren sollen”, veröffentlicht am 18.3.2020 via Telegram. Neben der Verherrlichung des Nationalsozialismus, Holocaustleugnung und dem Aufruf zum Massenmord an Juden, bilden zwei Grafiken mit der Forderung „Töte Moslems!“ konkrete Tötungsszenarien ab. Zu sehen ist jeweils eine Person mit Totenkopfmaske, die mit einer Axt ausholt, um auf einen vor einer Moschee betenden Menschen einzuschlagen bzw. eine Enthauptung mit einem Messer durchführt.
via iibsa: Rechtsextreme „Atomwaffendivision Deutschland” weiterhin aktiv