Andreas Kalbitz ist rechtsextrem, trotzdem führte der RBB ein klassisches harmloses Sommerinterview mit ihm. Das war ein schwerer Fehler. Ein entspannter Sommertag in Brandenburg. Die Sonne scheint, im Hintergrund plätschert Wasser, in einem Korbstuhl sitzt Andreas Kalbitz – und lächelt süffisant. Der Landes- und Fraktionschef der AfD ist Gesprächspartner bei “Politik am See”, der Sommerinterview-Reihe des RBB. Moment mal, Kalbitz? Der Mann, über den der Chef des Verfassungsschutzes in Brandenburg, Jörg Müller, sagt: “Andreas Kalbitz ist ein erwiesener Rechtsextremist”? Den auch der Bundesverfassungsschutz so einstuft und seit Herbst außerhalb seiner parlamentarischen Arbeit beobachtet? Genau der. Warum gibt der RBB diesem Mann 40 Minuten Sendezeit, um sich als sympathischer Politiker inszenieren zu können? Einem Rechtsextremisten? Auf Nachfrage eines Zuschauers lässt der RBB wissen: “Der Verfassungsschutz spricht von Hinweisen. Bewiesen ist es bisher nicht.” Das stimmt nicht. (…) Aber sogar ohne nachrichtendienstliche Erkenntnisse könnte man mittlerweile wissen, dass Kalbitz Rechtsextremist ist. Medien haben das aufgedeckt und vielfach darüber berichtet, auch der RBB. (…) Warum aber sollte der RBB, ein öffentlich-rechtlicher Sender, der selbstverständlich dem Grundgesetz verpflichtet ist, dem Spitzenpolitiker einer Partei Sendezeit geben, über die der dortige Verfassungsschutzchef sagt: “Es liegen hinreichend wichtige tatsächliche Anhaltspunkte dafür vor, dass von ihm Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung ausgehen”? Kalbitz steht wie kaum ein anderer für die Gefahr, die von der AfD für unsere Demokratie ausgeht. Warum soll der RBB ausgerechnet ihm eine Bühne bieten? Er sollte es nicht. Und wenn doch, dann nur in einem maximal konfrontativen Gespräch, das sich mit seinen rechtsextremen Verstrickungen beschäftigt – und in dem zumindest der Versuch unternommen wird, Kalbitz zu stellen. Doch darauf war das kuschelige Format am See gar nicht angelegt.
via spiegel: RBB-Sommerinterview mit Andreas Kalbitz Bühne frei für den Feind der Demokratie
Von Vincent Eisfeld – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
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