Cham Nazi-Treff im Wäldchen

Ein Totenschädel mit vorgebundenem Bandana im bayerischen Rautenmuster hängt an der dunklen Bretterfassade. Die Blumenkästen zieren ein paar dünne Flatterbändchen in Schwarz-Weiß-Rot. Das sind die Anzeichen dafür, dass die Hütte in einem kleinen Waldstück zwischen den Chamer Ortsteilen Haderstadl und Kühberg etwas anderes ist, als ein harmloser Treff der Dorfjugend. Nur ein paar Meter weg von der Straße und recht gut einsehbar, soll das Gebäude der “Bayerischen Garde” als Treffpunkt dienen – eine Gruppierung von Rechtsradikalen, die auch schon bei Rechtsrock-Konzerten öffentlich aufgetreten ist. Und die offenbar nicht der Meinung ist, sich vor der Öffentlichkeit verstecken zu müssen.(…) Nowak arbeitet bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Regensburg und kennt die Neonazi-Szene in Ostbayern so gut wie kaum ein anderer. Für ihn steht außer Zweifel, dass es sich bei der “Bayerischen Garde” um eine Gruppierung handelt, die der extremen Rechten zuzuordnen ist.

via idowa: Cham Nazi-Treff im Wäldchen

Linke und CDU gehen in Thüringen aufeinander zu – #demokratiewagen

Ein Abendessen dürfte die deutsche Politik am Montag aufmischen: Auf Einladung von Ex-Bundespräsident Joachim Gauck hat Linke-Ministerpräsident Bodo Ramelow mit CDU-Landeschef Mike Mohring getafelt und geredet. In Thüringen gehen Linke und CDU nach dem Verlust der rot-rot-grünen Mehrheit aufeinander zu. Der geschäftsführende Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hat sich am Sonntagabend in Erfurt mit Ex-Bundespräsident Joachim Gauck und Thüringens CDU-Partei- und Fraktionschef Mike Mohring getroffen. Die drei Männer aßen zusammen zu Abend – auf Einladung von Gauck. Ramelow schrieb danach bei Twitter: “Tatsächlich haben wir über Politik und Zukunft unseres Landes gesprochen. Als MP [Ministerpräsident, die Redaktion] lade ich Herrn Mohring zu weiteren Gesprächen ein. Projekte zu besprechen über die Zukunft unseres Landes!”

via mdr: Linke und CDU gehen in Thüringen aufeinander zu

Attacken auf österreichische Ministerin – Hass? Rassismus!

Die neue Justizministerin Alma Zadić ist widerlichen Angriffen im Netz ausgesetzt. Und Kanzler Kurz reagiert mit einem wenig hilfreichen Statement. Österreich zeigt sich mal wieder von seiner besten Seite. Diesmal geht es um die neue Justizministerin Alma Zadić, die seit rund zwei Wochen rassistisch und sexistisch angegangen wird. Das lief verkürzt so: Zuerst wurde auf Facebook gehetzt. Neben tiefsten Beschimpfungen wurde da diskutiert, ob Zadić überhaupt Ministerin sein könne, weil sie wegen übler Nachrede verurteilt worden sei. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um kein Strafverfahren, sondern um ein laufendes medienrechtliches Verfahren, sie hatte Berufung eingelegt. Das Ganze ist vor allem deshalb lächerlich, weil, hätte man in Österreich wirklich ein Problem mit bescholtenen Personen in der Regierung, dem Land einiges erspart geblieben wäre – etwa ein Ibiza-Fan als Vizekanzler. Eigentlich geht hier aber darum, dass Zadić nicht in Österreich geboren wurde. Sie ist als 10-Jährige mit ihren Eltern aus Bosnien geflüchtet. Deshalb wurde auch leidenschaftlich diskutiert, wie sehr sie als Ministerin den islamischen Glauben ausleben werde. Die Antwort ist: Gar nicht, sie ist nämlich keine Muslimin, und selbst wenn, gilt auch in Österreich Religionsfreiheit. Das hindert die Hetzer aber nicht, ihr eine Verbindung zu Islamisten zu unterstellen. Zadić steht inzwischen wegen Morddrohungen unter Polizeischutz. Der neue, alte Bundeskanzler Sebastian Kurz, der bekannt ist für sein Rückgrat aus Spaghettinudeln, ist selbstverständlich keine Hilfe. Von ihm kommt nur ein halbherziges, Trump’sches Statement gegen „Hass im Netz“ von allen Seiten. Nur ist das hier kein Hass, sondern Rassismus. Und würde er den einmal richtig benennen, müsste er auch nicht lange überlegen, woher der kommt (…) Natürlich muss Zadić das nicht aushalten. Niemand muss Rassismus und Sexismus aushalten, niemand muss systematische Diskriminierung, begründet durch die reine Existenz eines Menschen, aushalten. Politiker_innen dagegen müssen es aushalten, wenn sie für ihr politisches Handeln kritisiert werden. Im Gegensatz zu Zadić wurde Kurz übrigens in dem Tweet von Mission Lifeline deshalb mit dem Hashtag „BabyHitler“ bedacht, weil er zuvor in einem Interview private Seenotrettung für mehr Tote verantwortlich gemacht hatte.

via taz: Attacken auf österreichische Ministerin – Hass? Rassismus!

Hohenzollern und Nationalsozialismus – Die Totengräber der Republik

Hat Kronprinz Wilhelm dem NS-Regime „erheblich Vorschub geleistet“? Dazu gibt es nun vier Historikergutachten. Doch die Kontroverse geht weiter. Wer hätte gedacht, dass sich die Öffentlichkeit noch einmal mit der Aristokratie aus deutscher Vergangenheit ernsthaft beschäftigen würde – mit dem, was der Adel politisch tat und trieb, jenseits von prächtigen Hochzeiten und wohlinszenierten Begräbnissen? (…) Unterdessen sind von ausgewiesenen Historikern nicht weniger als vier Gutachten erstellt worden, die die durch das Ausgleichsgesetz aufgeworfene Frage nach dem „erheblichen Vorschub“, den die Hohenzollern oder einzelne Familienmitglieder dem NS-Regime geleistet haben sollen, beantworten sollen. Dann nämlich ist der im Gesetz verankerte Anspruch auf Entschädigung für enteigneten Grundbesitz sowie Herausgabe von beweglichen Gütern verwirkt. Wohlgemerkt geht es ohnehin nur um denjenigen Besitz, der den Hohenzollern 1926 bei der vertraglichen Einigung mit dem Land Preußen als Privat-(Familien-)Besitz zugesprochen worden war. Der aber wurde nach 1945 auf Anordnung der Sowjetischen Militäradministration enteignet. Dass Grundbesitz beim jetzigen Streit von jeglicher Restitution ausgenommen ist, ergibt sich aus dem deutsch-deutschen Einigungsvertrag, in dem die Enteignungen aus der Zeit zwischen 1945 und 1949 als endgültig festgeschrieben wurden.
Wilhelm-Leaks durch Böhmermann – Ausgerechnet Fernsehkomiker Jan Böhmermann war es vorbehalten, die warum auch immer unter Verschluss gehaltenen Gutachten ins Netz zu stellen und so zu veröffentlichen. Mit diesen vier Gutachten hat der Rechtsstreit eine ganz neue Qualität erhalten – eine, die ihn aus der Sphäre der Rechtsfindung heraushebt, ja sogar seine Fortführung im Grunde unmöglich macht. Denn historische Erkenntnis steht nicht zur Disposition von Gerichten. Auch deswegen setzt das Grundgesetz in Artikel 5, Absatz 3 die Freiheit von Wissenschaft und Forschung absolut: Sie sind als solche nicht justiziabel. Mit den Gutachten aber, die die streitigen Parteien angefordert haben, rückt historische Erkenntnis selbst vor die Schranken des Gerichts.

via tagesspiegel: Hohenzollern und Nationalsozialismus Die Totengräber der Republik

Neue homophobe Entgleisung von Israels Erziehungsminister

Seine eigenen Kinder könnten nicht homosexuell sein, da sie “auf natürliche und gesunde Weise aufgewachsen” seien, meinte Rafi Peretz von der Siedlungspartei. Mehrere israelische Schulen haben am Sonntag gegen Äußerungen des nationalreligiösen Erziehungsministers protestiert, der Homosexualität indirekt als unnatürlich eingestuft hatte. Einige Einrichtungen hielten am ersten Werktag der Woche Unterrichtsstunden zum Thema Toleranz ab, teilweise in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Stadtverwaltungen und queeren Organisationen. Auch schwule und lesbische Lehrer*innen hätten laut Medienberichten protestiert. Erziehungsminister Rafi Peretz, ein orthodoxer Rabbiner, hatte in einem am Freitag veröffentlichten Interview auf die Frage geantwortet, was er tun würde, wenn eines seiner Kinder eine “andere sexuelle Ausrichtung” hätte: “Gott sei Dank sind meine Kinder auf natürliche und gesunde Weise aufgewachsen. Sie bauen ihre Häuser auf der Basis jüdischer Werte.” Als normale Familie definierte er eine “mit Mann und Frau”.

via queer: Neue homophobe Entgleisung von Israels Erziehungsminister